Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer.

  • Freyer Moritz.
Date:
1887
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Credit: Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer. Source: Wellcome Collection.

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    zwischen den Lippen, Adern am Gesicht aufgedunstet, Lungen sehen gelb aus etc. und lehrt, dass aus solchem Befunde „ihr böses Vornehmen nicht allein vermuthet, sondern auch fest geschlossen werden muss, sie haben gottloser Weise das Kind erstickt. (1. c pag. 186). Bei solchen Anschauungen ist natürlich nicht zu erwarten, dass Vorgänge in dem Gemüthsleben der Ge- bärenden während der Geburt Berücksichtigung finden konnten, und es wird in seinem angeführten Werke das Eintreten einer tiefen Ohnmacht während des Kreissens auch nur gelegentlich der Frage erwähnt, ob in solchem Falle etwa der Kaiserschnitt zu machen sei, es wird aber nicht weiter erörtert, ob etwa ein Kind während einer solchen Ohnmacht geboren werden könnte. Diese Erwägung unterbleibt selbst in einem Falle, der unter den angefügten Obduktionszeugnissen (No. 25) erzählt wird, und in welchem die Inquisitin auf dem Nachtstuhl gebar, dabei in Ohn- macht fiel und in diesem Zustande noch aufgefunden wurde. Dieser letztere Umstand wird einfach übergangen. Dagegen treten die meisten gerichtsärztlichen Schrift- steller dieser Zieit um so energischer und ausführlicher für unsere Frage ein. Man kann von der Frage einer Geburt im bewusstlosen Zu- stande der Gebärenden kaum sprechen, ohne in erster Linie des berühmten Mitgliedes der Leipziger Fakultät, Ernst Platner zu gedenken. Er gab während der Jahre 1801—1814 von Zeit zu Zeit sogenannte Programmata heraus, die unter Berücksichtigung des körperlichen, gemüthlichen und geistigen Zustandes schwan- gerer und gebärender Frauen hauptsächlich auf eine Milderung der Strafe für Verheimlichung der unehelichen Schwangerschaft und Geburt, sowie für Kindesmord hinzielten. Die Frage von der Bewusstlosigkeit während der Geburt ist von ihm unter Zu- grundelegung zweier bestimmter Fälle in den beiden Schriften: „De lipothymia parturientium, quantum ad excusationem infanti- cidu« vom Jahre 1801 und „De eclampsia parturientium, quantum ad suspicionem infanticidii narratio quaedam vom Jahre 1812 des Näheren behandelt worden. Weit ausführlichere Abhandlungen widmeten ihr jedoch Henke, der bedeutendste unter den gerichtsärztlichen Schrift- stellern, und Mende, beide ziemlich gleichzeitig zwischen 1815 F r e y e r. ^