Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer.

  • Freyer Moritz.
Date:
1887
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Credit: Die Ohnmacht bei der Geburt vom gerichtsärztlichen Standpunkt : eine Abhandlung für Aerzte und praktische Juristen / von Moritz Freyer. Source: Wellcome Collection.

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    » — 19 — hatte. Und da es eben auf das Gelebthaben des Kindes ankam, so sehen wir solche Rechtsanschauungen selbst von medicinischer Seite gefördert, indem nach einem Gutachten der „Wissenschaft- lichen Deputation für das Medicinalwesen zu Berlin vom 27. Febr. 1816 als Eegel festgehalten werden sollte, dass z. B. bei heim- lichen Geburten, da diese, wie angenommen wurde, schnell vor sich gehen, niemals ein sogenanntes vorzeitiges Athmen (vagitus uterinus) als statthabend angenommen und dass in jedem Falle heimlicher Geburt das Leben des Kindes als ein Leben nach der Geburt angesehen werde. In den anderen deutschen Staaten waren die Gesetzesbestim- mungen ähnlicher Art. Die Verheimlichung würde allenthalben bestraft und damit waren schon die meisten des Kindesmordes Verdächtigen zu fassen. Ferner war die Unterlassung derjenigen Handlungen, welche vor, während und nach der Geburt zur Erhaltung des Lebens des Kindes nothwendig sind, strafbar, gleichgültig, ob die Gebärerin der mörderischen Absicht geständig oder über- wiesen war (Bayerischer Entwurf eines neuen Strafgesetzbuches vom Jahre 1822). Auch wenn die Geschwängerte ihren Zustand nur so lange verheimlichte, bis sie dabei keine Hilfe mehr er- langen konnte, so war sie nach dem Stübel'schen Entwurf vom Jahre 1824 für das Königreich Sachsen ebenfalls strafbar. Aehnlich verhielt sich Gans in seinem Entwurf und seiner Schrift: „Von dem Verbrechen des Kindermordes. War der Tod des Kindes durch die hilflose Geburt verursacht, so sollte die Mutter, je nachdem dieses in Gewissheit oder nur in Wahrscheinlich- keit beruhte, Zuchthausstrafe (von mindestens 6 Monaten) ver- wirkt haben. Dasselbe betont der Entwurf des für das Gross- herzogthum Baden berechneten Criminalcodex, der die Folgen der Hilflosigkeit bei der Niederkunft allein ohne Mitwirkung anderer schuldhafter Handlungen oder Unterlassungen bestraft und die Strafe bei vorhandener Fahrlässigkeit noch erhöht. Nach allen diesen Gesetzesbestimmungen war es, wie Mend e*) mit Recht sagt, den Gesetzgebern nur darum zu thun, bei der UnZuverlässigkeit, die in der Ausmittelung des Thatbestandes *) M e n d e (1. c. I] Theil pag. .543). 2*