Das Tuberculin TR. : seine Wirkung und seine Stellung in der Therapie der inneren und äusseren Tuberculose / von W. Bussenius und H. Cossmann.
- Bussenius, Walter Wilhelm Ludwig.
- Date:
- 1898
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Credit: Das Tuberculin TR. : seine Wirkung und seine Stellung in der Therapie der inneren und äusseren Tuberculose / von W. Bussenius und H. Cossmann. Source: Wellcome Collection.
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![treiben bildet dagegen die ohne kritiklosen b]ntliusiasnins, aber auch ohne Misstrauen und Voreingenommenheit erfolgte Prüfung seitens der wissen- schaftlichen Institute, deren Resultat die amtlichen Berichte der Kliniken, Polikliniken und pathologisch-anatomischen Institute der Preussischen Universitäten darstellen. Unter Anerkennung der wissenschaftlichen Be- deutung der Koch’schen Entdeckung bericliten sie über die Thatsache, dass eine auffallende in kurzer Zeit eintretende Besserung von tuber- lösen Localprocessen der Lungen nach der Injection nicht einlräte. Die Leistungsfähigkeit der Koch’schen Flüssigkeit als Heilmittel gegen Tuber- culose entspräclie nicht der des Chinins gegen Malaria (ein damals mit Vorliebe für die Tuberculin-Wirksamkeit gebrauchter Vergleich). Wenn jedoch auch fast in keinem der mit Injectionen behandelten Fällen eine derartige eclatante Wendung zum Besseren eingetreten sei, dass man sie dem Medicament allein ziischreiben müsse, so zeige sich doch wieder- holt eine Besserung einzelner Symptome, die eine weitere Prüfung wün- schenswerth erscheinen lassen. Trefflich geisselt E. v. Leyden die Anschauungen jener Aerzte, die erwartet hatten, nur durch Tuberculin-Injectionen die Tuberculose heilen zu wollen und ihren getäuschten Hoffnungen durch absolute Ver- werfung des Tuberculins Ausdruck gaben, wenn er am Schluss seines Berichtes sagt: „Das eine möchte ich noch hinzufügen, dass ich es eine Herabwürdigung unserer Kunst und Wissenschaft nennen muss, wenn man meint, die Behandlung der Tuberculösen auf nichts weiter als die subcutanen Injectionen zu basiren. Der kranke Mensch verlangt, selbst, wenn ein untrüglichss Specificum gegeben wäre, noch mehr Rücksicht und ärztliche .Behandlung. Zur blossen Anwendung subcutaner Injec- tionen braucht man gar keinen Arzt, das kann jeder Diener machen. Wer in der ärztlichen Kunst nichts weiter sieht als einen schematischen Mechanismus, der sollte dem Krankenbette fernbleiben. Die Folgen eines so barbarischen Verfahrens können nicht ausbleiben und sind nicht aus- geblieben. Sie setzen die ärztliche Kunst herab. Wenn nicht Wissen- schaft und Kunst, Wissen und Humanität, Gewissenhaftigkeit und Sorg- falt Hand in Fland gehen, so hat die ärztliche Kunst keine segensreiche Zukunft zu erwarten. Die Wissenschaft ohne Kunst und Humanität wird für den kranken Menschen wenig erreichen, und es wäre sehr verhäng- nissvoll, wenn man die ganze Therapie auf die Auffindung und xAnwen- dung von Specificis aufbauen wollte. Der Satz, dass die höchste ärzt- liche Leistung darin besteht, den Krankheitsherd zu treffen, ist höchst einseitig und dogmatisch. Zur segensreichen Behandlung gehört Kennt- niss des menschlichen Körpers und Geistes in allen seinen mannigfaltigen Functionen und Wandlungen, und zu einem Krankenhause, welches der](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22384637_0006.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)