Das Tuberculin TR. : seine Wirkung und seine Stellung in der Therapie der inneren und äusseren Tuberculose / von W. Bussenius und H. Cossmann.
- Bussenius, Walter Wilhelm Ludwig.
- Date:
- 1898
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Credit: Das Tuberculin TR. : seine Wirkung und seine Stellung in der Therapie der inneren und äusseren Tuberculose / von W. Bussenius und H. Cossmann. Source: Wellcome Collection.
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![Aiulorc mehr. J']lio wir aber in den (iogoistand dic.ser Ahliandlung ein- troten, müssen wir nodi 2 I’unhtc kurz hcrülircn, deren Kenntniss wissens- werth erscheint zum Verständniss der wissenscliartlichen Strümung zur Zeit Kocli’s letzterer Verün’entlichung. Der erste Punkt betrifft die Lehre vun der Existenz einer nicht bacilläreu Phthise. Derade in den Jahren zwischen 1890 und 1897 be- ginnt von gewisser Seite ein Ansturm gegen den apodictisclien Lelirsatz Robert Koch’s: „Dei'Tuberkelbacillus ist niclit blos eine Ursache der Tuberculose, sondei'n die einzige Ursache derselben, und ohne Tuberkel- bacillus giebt es keine Tuberculose“. Eine Reihe \^on Untersuchern, wir nennen Formad, Prudden und Trudeau, fanden bei einzelnen Kranken mit plithisischen Processen in der Lunge stets bacillenfreies Sputum, mit welchem der letztgenannte Autor nach Ueberimpfung auf Kaninchen eine bacillenfreie entzündliche Erkrankung erzeugte. Nichtbacilläre scrophu- löse Processe sind von namhaften Chirurgen anerkannt, nichtbacilläre tuberculose Herde in den Lungen sind wiederholt bei Sectionen beob- achtet. Für die Aetiologie derartiger Processe wird die Heredität vor- züglich herangezogen, sie sollen aber auch unter ungünstigen hygienischen Verhältnissen durch verschiedene Microorganismen und deren Stoffwechsel- producte entwickeln können. In einer vor Kurzem erschienenen Arbeit Unterberger’s wird die Lehre der nicht bacillärcn Phthise einer ein- gehenden Kritik unterzogen und die nichtbacilläre Tuberculose der Koch- scheu bacillären Tuberculose ebenbürtig zur Seite gestellt. „Der Aus- druck Tuberculose müsste für alle Processe gewahrt bleiben, weil das anatomische Substrat bei allen der Tuberkel als Ausdruck einer speci- fischen Erkrankung des Lymphsystems (Metschnikoff) ist, aber der- selbe braucht nicht nur durch den Koch’schen Bacillus, sondern er kann und wird auch durch andere organische Elemente oder durch pathologisch-chemische Producte erzeugt; der Tuberkel ist, wie Metsch- nikoff sagt, eine Reactionserscheinung des Lymphsystems gegen Mi- kroben und chemische Substanzen.“ Giebt es aber solche Fälle, so ist klar, dass ein Tuberkelbacillen- culturen entstammendes Medicament auf sie einen therapeutischen Effect nicht ausüben kann. Wenn wir nach dreijähriger Erfahrung auf der Halsklinik von B. Frankel, auf der Phthisiker in allen Stadien der Erkrankung stets in erheblicher Menge in Zugang kommen, zu der Frage Stellung nehmen sollen, so ergab nur in 4 von weit über 100 Fällen, 1) S. ünterberger, lieber Scrophulose, Tuberculose und Phthise und ihre Behandlung in Haus-Sanatorien. Petersburg 1897. Referat in Berliner klinische Wochenschrift. 1897. No. 51.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22384637_0008.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)