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Credit: Geschichte der Pocken und der Impfung. Source: Wellcome Collection.
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![quemlichkeit, einer Pilicht genügen zu müssen, und die Sorge um die geimpften Kinder, bei denen leichte Fieberbewegungen einige unruhige Nächte verursachten, oder die Heilung der Jmpfpnsteln sich einmal verzögerte, in Ausnahmsfällen auch woh] andere Störungen des Impf Verlaufs eintraten. Unfähig, die Ursachen etwaiger zufälliger Erkrankungen zu beurtheilen, vermuthete man ein Verschulden der Impfung, wo irgend ein Kind einige Wochen, ja selbst Monate oder Jahre später von anderen Krankheiten heimgesucht wurde. So entwickelte sich bei vielen Personen eine Abneigung gegen das Gesetz, welche bald auch in der Öffentlichkeit ihren Ausdruck fand. Schon in den früheren Kapiteln war einiger Impfgegner nichtärztlichen Berufs gedacht worden. In Baden hatte ein Geistlicher, in Frankreich ein Artillerie-Hauptmann die Impfung öffentlich angegriffen; in der Württembergischen Kammer und später im Deutschen Reichstag wurde der Impfzwang von mehreren Abgeordneten lebhaft bekämpft. Neben ihnen trat schon in der Vorbereitungszeit des Gesetzes und in den fol- genden Jahren eine Reihe anderer leidenschaftlicher Gegner hervor, wie der Apotheker Hahn, welcher unter dem Namen Hennemann schrieb, der Photograph Belitzkiin Nordhausen, der Kaufmann Löhnort in Chemnitz, der, sehr bezeichnend, in seinen Anfangsschriften das Pseudonym Dr. Toni als Ver- lassernamen wählte, der Rechtsanwalt Martini in Leipzig, ein Graf Zedtwitz in Wien und das ausserordentliche Mit- glied der statistischen Central-Kommission des Königreichs Bayern Kolb. Des Letzgenannten Eintreten gegen die Impfung wurde besonders bemerkt, weil Kolb als Statistiker ein wissen- schaftliches Ansehen genoss und sich einer maassvollen Schreib- weise bediente. Von den anderen zeichnete sich besonders Löhnert durch Eifer und Gewandtheit aus; aber seine Ar- beiten wie die der übrigen bestanden im Wesentlichen nur in einer Wiederholung der von den ärztlichen Vorgängern vorgebrachten Beweisgründe. Der aus der Litteratur zusammen- getragene Stoff wurde darin mit mehr oder weniger Geschick und unter reichlicher Verwendung von Kraftausdrücken zu einer auf das Verständniss des Laien berechneten Darstellung gruppirt und verarbeitet. Ihr geschichtlicher Werth ist we- niger in ihrem Inhalt als in ihren Erfolgen begründet. Die letzteren beruhten nicht zum wenigsten darauf, dass in jenen Veröffentlichungen zum Theil noch versteckt, zum Theil schon ganz offen eine entschiedene Feindseligkeit gegen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21017049_0366.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)