Ueber Wesen und Ursache der Zuckerkrankheit / von Hans Leo.
- Leo, Hans, 1854-
- Date:
- 1900
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![cS. 3Ieine Theorie, a) Foi'imilirung der Theorie. Die im Vorhergehenden gemachten Ausführungen haben vor xVugen geführt, dass es Fälle von Diabetes mellitus giebt, in denen das Wesen der Krankheit, sichergestellt ist. Es sind das die Fälle, in denen die Störung des Zuckerhaiishaltes auf eine Erkrankung des Pankreas oder des Nervensystems zurückge- führt werden kann. Dies ist jedoch nur eine kleine .Minderzahl. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Diabetiker ]äs.st sich weder eine Erkrankung des Pankreas noch des Nervensystems, noch eine andere zweifellose V^eranlassung für die diabetische Stolf- wechselanomalie nachweisen. Die Erwägung dieser Thatsache, in erster Linie aber der Widerspruch, der zwischen dem frappanten Resultat des Thier- experimentes der Pankreasexstirpation einerseits und anderer- seits dem klinischen und anatomischen Befunde beim mensch- lichen Diabetes besteht, beschäftigte meine Gedanken lange Zeit hindurch und führte mich schliesslich zu einer Hypothese, deren ich bereits auf dem XVI. Congress für innere Medizin (Ver- handl. S. 77) Erwähnung gethan habe^). Diese Flypotliese lautet folgendermaassen: 3Ian kann sich vorstellen, dass (in den Fällen, in denen uns die Einsicht in die Entstehungsweise der diabetischen Hyper- glykämie verschlossen ist) die Insufllcienz der Zuckerverbren- nung in den Geweben und Säften dadurch veranlasst ist, dass ein toxisches Agens im Körper circulirt, welches auf die zum Ver- brauche des Zuckers nothwendige Function hemmend cinwirkt. Diese Hypothese würde, wenn sie zu Recht besteht, es verständlich machen, warum beim Diabetes trotz wirklicher, und nicht nur anscheinender, Gesundheit des Pankreas, trotz- dem es .seine positive und negative Function in durchaus nor- maler Weise ausübt, nur die erstere in ihrer Wirksamkeit be- hindert ist, während die verdauende Thätigkeit des Bauch- 1) (}. Töpfer (Wien. klin. llundscliau. 1895. No, 4) hat eine Hypo- these aufgestellt, die ihren Ausgangspunkt von Versuchen nimmt, welche die I^roduction giftiger StolTe im Darminhalt beweisen sollen. Ich werde hierauf noch im II. Theil dieser .Schrift zu sprechen kommen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22384911_0039.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)