Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois].
- Leonard Landois
- Date:
- 1923
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Credit: Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois]. Source: Wellcome Collection.
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![Wiederholtes Gefrieren und Auftauen des Blutes wirkt ebenfalls hämolytisch. Beim Gefrieren friert reines Wasser aus; beim Auftauen der entstandenen Eiskrystalle wirkt also, wenn auch nur für kurze Zeit, reines Wasser auf die Blutkörperchen ein und bringt sie infolge der Differenz des osmotischen Druckes zum Platzen. . Eine rein mechanische Zerstörung der Wand der roten Blutkörperchen kann auch durch Verreiben mit Seesand erreicht werden; bei nachträglicher Behandlung des Breies mit isotonischen Flüssigkeiten findet Lösung des Hämoglobins statt {Rywosch^^). 3. Fettlösende Stoffe (Äther, Chloroform, Aceton, Alkohol nsw.) wirken hämolytisch, indem sie die fetthaltige Wand der roten Blutkörper¬ chen auflösen. Außer einer bestimmten Konzentration des hämolytischen Agens ist für die Wirkung eine bestimmte Temperatur notwendig, unter dieser ist das hämolytische Agens an sich unwirksam (Koeppe^^). Umgekehrt können aber auch Stoffe, welche selbst in den Lipoiden der Membran der roten Blutkörperchen löslich sind, infolge dieser Eigenschaft in die Membran eindringen, sie schädigen und so Hämolyse herbeiführen. Auf diese Weise bewirken Seifen, Fettsäuren, die ungesättigten, z. B. Öl¬ säure {Faust u. Tallqvist aber auch die gesättigten, z. B. Palmitinsäure (Shimazono^^)^ ferner Lipoide, wie das Lecithin, Hämolyse. Diese Stoffe können auch durch ihre Einwirkung auf die Wand der roten Blutkörperchen die Wirkung anderer Substanzen, die an sich nicht oder wenig hämolytisch wirksam sind, fördern, diese Stoffe „aktivieren“. Die Wirkung der hämo¬ lytischen Substanzen dieser Gruppe wird durch Cholesterin gehemmt {Jahnson-Blohm^'^^ vgl. Brinkmann u. v. Dam^^). In diese Gruppe gehört auch die hämolytische Wirkung der Galle und gallen¬ sauren Salze sowie der sogenannten Saponin Substanzen [Kohert^^]. 4. Säuren und Basen wirken lösend auf rote Blutkörperchen: das s'ä'ymwirf Wirksame dabei sind die H- resp. OH-Ionen (vgl. S. 35). Für den Ein¬ tritt der Wirkung ist notwendig eine genügende Konzentration der H- resp. OH-Ionen, eine bestimmte Temperatur und schließlich eine gewisse Zeit der Einwirkung. Nach Koeppe^^ handelt es sich bei der Wirkung der H-Ionen um eine katalytische Spaltung der fettähnlichen Substanz in der Wand der roten Blutkörperchen, bei der Wirkung der OH-Ionen um eine Verseifung derselben. — Die Wasser Stoff ionen- Konzentration des Mediums ist auch für die Wirkung anderer hämo- lysierender Einflüsse von wesentlicher Bedeutung {Walbum^^, Jodlhauer u. Haffner^^). elekiriaclie Ki),- wirkuvgen, 5. Durch elektrische Einwirkungen werden rote Blutkörperchen aufgelöst. Konstante Ströme, Induktionsströme, Wechselströme wirken vorwiegend durch Erhitzung und elektrolytische Zersetzung Hermann Cremer^'^, Drscheivetzky^^). Entladungen von Leidener Flaschen, Kondensatoren wirken dagegen durch eine nicht näher bekannte elektrische Einwirkung auf die roten Blutkörperchen (diese kann durch Zusatz von Salz¬ lösungen verhindert werden, nicht jedoch durch Zusatz von Zuckerlösungen) {Rollett^^). 6. Durch Lichtstrahlen, besonders ultraviolette, und Badium- strahlen kann ebenfalls Hämolyse bewirkt werden (Strahlenhämolyse, Hausmann Eine große Gruppe hämolytisch wirkender Substanzen (Hämolysine ijäwo/i/.« im engeren Sinne) nimmt gegenüber den bisher erwähnten eine Sonder¬ stellung ein; sie ähneln in ihrem Verhalten durchaus den giftigen Stoffwechsel¬ produkten gewisser Bakterien, den sogenannten Toxinen: es sind ebenfalls äußerst labile Substanzen; sie veranlassen, in den Tierkörper eingeführt, die Bildung von Schutzstoffen, sogenannten Antikörpern: Antihämolysinen, ebenso wie die Toxine die Bildung von Antitoxinen auslösen, die ihre Wirkung aufheben; und ihre Wirkung ist streng spezifisch (s. S. 50). Lickt- strahlen. sine. L an dois -Ro s e m ann , Physiologie. 18. Anfl. 4](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b3136441x_0075.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)