Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois].

  • Leonard Landois
Date:
1923
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Credit: Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois]. Source: Wellcome Collection.

    907/1014 (page 873)
    Schtvellen- wert des Drvutkes Die Wirkung eines auf die Haut ausgeübten Druckes hängt ab — 1. von der Größe des Druckes (= der auf der Flächeneinheit wirken- empfin- den Belastung). Man mißt den Druck, indem man angibt, welches Gewicht auf den mm^ der Fläche wirkt, oder in Atmosphären (1 Atm. == —■ 2. von der Größe der Fläche. Ein und derselbe Druckwert ist bei kleiner Fläche wirksamer als bei großer. Bestimmt man daher den Druckwert, der notwendig ist, um eine eben merkliche Erregung hervorzurufen (Schwellenwert des Druckes), so erhält man je nach der Fläche einen anderen Wert, im allgemeinen bei kleinerer Fläche einen kleineren Wert. Der kleinste Druck wert findet sich (an haarfreien Haut¬ stellen untersucht) bei einer Fläche von etwa 0,5 mwG, nämlich 0,036 Atm. Wächst die Fläche, so nimmt der Schwellendruck langsam zu, für Flächen von ungefähr 2000 liegt er über 1 Atm. Verkleinert man die Fläche noch unter 0,5 mm2, so nimmt der Schwellendruck aber nicht etwa weiter ab, sondern steigt wieder, und zwar sehr schnell; er beträgt für eine Fläche von 0,05 mm2 0,25 Atm., — für 0,01 mm2 0,56 Atm., — für 0,005 mm- 0,8 Atm., für 0,001 mm2 1,78 Atm. {v. Frey u. Kiesow^^^ Hansen^^). Aus diesen Tatsachen haben v. Frey u: Kiesow^^ den Schluß gezogen, daß es überhaupt nicht der Druck ist, der die Nervenendorgane des Drucksinnes erregt, sondern vielmehr das Druckgefälle, d. h. die Änderung des Druckes nach der Tiefe und nach den Seiten zu. Wächst die drückende Fläche bei gleichbleibendem Drucke, so nimmt nämlich das Druckgefälle unter derselben ab, bei Verkleinerung der Fläche nimmt es zu, — es ändert sich also in derselben Weise wie die Wirkung des Druckes auf die Nerven. Daß bei einer Verkleinerung der Fläche unter einen bestimmten Wert (0,5 mm2^ s. oben) die Wirksamkeit des Druckes nicht weiter zu-, sondern wieder abnimmt, erklärt sich durch die Annahme, daß die Endapparate des Drucksinns nicht an der Oberfläche der Haut, sondern etwas tiefer liegen: das Druckgefälle wird zwar bei Verkleinerung der drückenden Fläche immer steiler, aber es verläuft nun oberflächlicher als die Endorgane. Fig. 250. a c 1) r u ckp u nk te a von der Mitte der Fu߬ sohle, — b von der Haut des Jochbogens, — c vom Rücken (nach Goldscheider). Da es somit für die Erregung der Endapparate nur auf die Größe, aber nicht auf die Eiclitung des Druckgefälles ankommt, so erklärt es sich, daß die tür Druck emp- flndlichen Punkte auch empfindlich für Zug ( = negativen Druck) sind. Man prüft die Emp- findlichkeit für Zug durch kleine aufgeklebte Pflasterstücke, die man an einem Faden eniporzieht. Die eben merkliche Empfindung tritt bei derselben Reizstärke bei Zug wie Druck auf die Haut ein und hat bei beiden Reizungsweisen denselben Charakter. In naher Beziehung zu der Abhängigkeit der Wirkung des Druckes von der Größe der Fläche steht der sog. Jl/eAss^ersche Versuch. Ein Druck, der bewirkt wird durch völlig gleichmäßige Kompression eines Körperteiles, z. B. durch Eintauchen eines Armes in Queck- Versah Silber, wird nicht als solcher empfunden; nur an der Flüssigkeitsgrenze spürt ihn ein in Quecksilber eingetauchter Finger an seiner Volarfläche. Wahrscheinlich ist unter diesen Bedingungen das Druckgefälle am Orte der Endorgane nur klein. Die Wirkung eines auf die Haut ausgeübten Druckes hängt weiter¬ hin ab — 3. von, der Geschwindigkeit, mit der die Deformation der Haut hervorgebracht wird, und — 4. von dem Orte der Einwirkun ^ Einwirkung wegen der verschiedenen Dichtigkeit der Endapparate an verschiedenen Hautstellen (s. S. 872) und ihrer wechselnden Empfindlichkeit. Gleichzeitige Reizungen zweier Druckpunkte verstärken sich gegenseitig, daher wird