Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois].
- Leonard Landois
- Date:
- 1923
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Credit: Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois]. Source: Wellcome Collection.
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![empfindung. Die Kältepunkte werden auch durch Temperaturen von -f 45-’ und darüber erregt und geben dann ebenfalls eine Kälteemptindung (para- doxe Kälteempfindung, v. Frey^^). Wirken Temperaturen von über 45^^ auf eine größere Fläche der Haut ein (nicht nur auf einen Temperatur¬ punkt), so werden dadurch stets Wärme-und Kältepiinkte zugleich gereizt; die dabei entstehende p]mptindung bezeichnen wir als ,,heiß“ {Älrutz^^). Bepinselung der Zunge und Mundschleimhaut mit lÜ7oift6r Cocainlösung hebt die Emptindung für warm und kalt völlig auf. Die kühlende Emplindung des Menthols beruht auf Reizung der Kältenerven; CO^ erregt auf der äußeren Haut die Wärmenerven {Gold- scheider Bei der Temperaturempfindung wirkt der thermische Reiz auf die Endapparate, nicht etwa auf die Nerven selbst. Injiziert man eine Flüssigkeit, von der ein Tropfen^ auf die Hautoberüäche gebracht, eine deutliche Temperaturemptindung bewirkt, in das subcutane Gewebe (in dem doch die Temperaturnerven verlaufen), so bat man entweder gar keine odereine ziemlich undeutliche dumpfe Temperaturempfindung (Goldscheider Jmaniura^^)^ Indifferenz- Dieicnige Temperatur, die weder als warm Doch als kalt emnfimden wird, heißt Indifferenztemperatur. Tatsächlich handelt es sich dabei nicht um eine bestimmte Temperatur, sondern um eine kleine Strecke (nicht über 0,5”), innerhalb deren weder warm noch kalt empfunden wird. Die Indifferenztemperatur ist an verschiedenen Körperstellen ver¬ schieden; sie kann aber auch an derselben Körperstelle wechseln. Es kann daher eine Körperstelle an eine Temperatur, die ihr zunächst warm resp. kalt erschien, adaptiert werden, so daß diese nunmehr indifferent wirkt. Nach Thunberg kann man die Finger für eine Temperatur von ungefähr 11” adaptieren, so daß nunmehr eine Temperatur von 12” als warm empfunden wird, und man kann sie andererseits für 39” adaptieren, so daß eine nur unbedeutende Erniedrigung eine Kälteemptindung ver¬ ursacht (vgl. Oertz^^). Tritt man aus einem kalten Raum in einen warmen, so emplindet man die Temperatur zunächst als warm, nach einiger Zeit hat man keine T^ärmeempfindung mehr. Taucht man die Fingerspitzen der einen Hand in M^asser von 25”, die der andern in 'Wasser von 85” (^/2—1 Minute lang), sodann beide Hände in AVasser von 30”, so hat die eine Hand die Emplindung kalt, die andere die Emplindung warm. Alle Momente, welche die Temperatur einer llautffäche über ihre Indifferenztemperatur erhöhen, bewirken Wärmeemptindung; alle Momente, welche die Temperatur unter die Indifferenztemperatur erniedrigen, bewirken Kälteempfindung. Theorien der Nach E. H. Weberentstehen Temperaturemptindungen nur bei Veränderung der Hauttemperatur; -— nach Heringist dagegen die Eigentemperatur der thermischen Endapparate das Bestimmende; liegt die Eigentemperatur des Endapparates über seinem „physiologischen Nullpunkt“ (= Indifferenztemperatur des Endapparates), so empfinden wir warm, liegt die Eigentemperatur unter dem Nullpunkt, so empfinden wir kalt. Die eine oder die andere Empfindung ist um so stärker, je mehr die jeweilige Temperatur des thermischen Apparates von seiner Nullpunkts¬ temperatur abweicht. Die Hering^oh^ Theorie macht es verständlich, daß man, wenn die einwirkende Temperatur gewisse Grenzen überschreitet, dauernd Wärme- resp. Kälteempfindungen hat (vgl. Ebbecke^-). Kinflüsse Dic Wirkung eines bestimmten, die Haut treffenden thermischen Keizes hängt (außer von der Adaptation, vgl. oben, und der Intensität des thermischen Reizes) ab — 1. von dem Orte der Einwirkung. Die](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b3136441x_0910.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)