Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois].
- Leonard Landois
- Date:
- 1923
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Credit: Landois' Lehrbuch der Physiologie des Menschen : mit besonderer Berücksichtigung der praktischen Medizin / [Leonard Landois]. Source: Wellcome Collection.
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![Itrohne begattet; der Samen (für 3—4 Jahre ihres zeugungsfähigen Lebens im Receptacnlum seminis anfbewahrt) kann von der Königin, wie es scheint, willkürlich den zu legenden Eiern entAveder zur Befruchtung beigegeben oder von den Eiern ferngehalten Averden. Aus allen befruchteten Eiern entstehen nur aveibliche, aus allen unbefruchteten nur männliche Bienen. Ist die Königin fluglahm, so daß sie überhaupt nicht begattet Averden kann, so legt sie nur Drohneneier (Drohnenbrütigkeit). Reiche Fütterung der Larve des befruchteten Eies [vielleicht auch die Größe ilirer Wabe (Weiselwiege)] läßt ein ausge¬ bildetes Weib (Königin) entstehen, während bei geringer Nahruug die geschlechtlich \mr- kümmerten Arbeitsweiber entstehen {Dzierzon 1885). (Die gegen diese Theorie von Dickel^ erhobenen EiuAvände sind von Fetrunkeivitsch ^ widerlegt). — Die Parthenogenese bei einem noch nicht vollständig entwickelten Individuum wird alsPädogenese bezeichnet; sie kommt bei manchen Insekten vor, bei denen in den Larven noch vor der Verpuppung Eier ge¬ bildet werden, die sich ohne Befruchtung entwickeln. IIL Gemischte Fortpflanzung. — Häutig kommt es vor, daß eine Tierart sich sowohl ungeschlechtlich, durch Teilung oder Knospung, als auch geschh chtlich durch Eier und Spermatozoen fortpflanzen kann (Corallen, Würmer). Wenn die verschiedenen Fort¬ pflanzungsarten gesetzmäßig miteinander abAvechseln, so daß die Individuen der einen Generation sich nur geschlechtlich, die der anderen Generation sich nur ungeschlechtlich oder nur parthenogenetisch fortpflanzen, so spricht man von Generationswechsel. Je nachdem mit der geschlechtlichen Fortpflanzung abwechselt die ungeschlechtliche oder die parthenogenetische Fortpflanzung, kann man zwei Formen des Generationswechsels unter¬ scheiden; 1. Generationswechsel im engeren Sinne, Metagenesis {Adelbert v. Chamisso 1815, Steensh'iqj 1842j. Es wechseln im regelmäßigen Cyclus mit einander ab geschlechtlich sich fortpflanzende Individuen: Geschlechtstiere, und ungeschlecht¬ lich sich fortpflanzende: Ammen; diese beiden Arten von Individuen sind meist auch außer durch die Fortpflanzung durch ihre Form und ihre Ausbildung voneinander verschieden. Das typische BeisjAiel für den Generationswechsel sind die Hydromedusen: die Amme ist hier der festsitzende, meist durch Vereinigung zahlreicher Individuen eine Kolonie bildende Polyp; dieser erzeugt ungeschlechtlich, durch Knospung die Meduse, die frei beweglich und viel höher ausgebildet ist als der Polyp. Die Meduse bildet Spermatozoen und Eier, aus denen dann Avieder Polypen hervorgehen. 2. Heterogonie. Es wechseln miteinander ab geschlechtlich erzeugte und par¬ thenogenetisch erzeugte Individuen. Bei gewissen Crustaceen (Daphniden) treten Männchen nur zu gewissen Zeiten (meist beim Eintritt der kalten Jahreszeit) auf: im Sommer wmrden die kleineren Sommereier gebildet, die sich parthenogenetisch entwickeln; Avenn dann die 31ännchen auftreten, so werden die größeren Winter ei er gebildet, die der Befruchtung bedürfen; aus ihnen entwickelt sich dann wieder die parthenogenetische Generation. Ähnliche Verhältnisse finden sich bei den Blattläusen (Aphiden). Die EntAvicklung der Eier zu dem neuen Individuum vollzieht sich entAveder innerhalb des mütterlichen Organismus: lebendige Junge gebärende, vivipare Tiere, — oder außerhalb desselben: ei erlegende, ovipare Tiere. Lebendige Junge gebären die meisten Säugetiere (Echidna und Ornithorhyiichus dagegen legen Eier); es kommen aber lebendige Junge gebärende Tierarten auch unter den Amphibien, Reptilien, Fischen (Haifische) und Insekten vor. Bei den eierlegenden Tieren können entweder die unbefruchteten Eier nach außen entleert werden, so daß auch die Befruchtung außer¬ halb des mütterlichen Organismus stattfindet, — oder die Befruchtung vollzieht sich in der Mutter, so daß die nach außen abgelegten Eier bereits befruchtet sind und sich schon in der EntAvicklung befinden (Vögel). So lange das sich entAvickelnde neue Individuum sich in den Eihüllen befindet, wird es als Embryo bezeichnet. Es kann die Eihüllen als voll¬ ständig ausgebildetes Wesen verlassen oder in einem noch unfertigen Zustande als sogenannte Larve. Die postembryonale Entwicklung der Larve zu dem ausgebildeten geschlechts- reifen Tiere kann entweder in direkter Weise vor sich gehen, so daß allmählich die Aus¬ bildung der Larve sich der des fertigen Tieres immer mehr nähert, oder es kann eine indirekte EntAvicklung auf Umwegen erfolgen: Metamorphose. Bei einer derartigen EntAvicklung besitzt nicht nur das fertige Tier Organe, die der Larve noch fehlen; son¬ dern es werden auch bei der Larve Organe ausgebildet, die später wieder zugrunde gehen und also bei dem fertigen Tiere nicht mehr vorhanden sind. Beispiele für die Metamor¬ phose liefern die Insekten (Raupe, Puppe, Schmetterling), die Amphibien (Kaulquappe, Frosch). Gemischte Fort¬ pflanzung. Generations Wechsel- Heterogonie Ent¬ wicklung Metamor phose](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b3136441x_0923.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)