William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas.
- Johann Hermann Baas
- Date:
- 1878
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Credit: William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.
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![erkaltetem oder mit irgend einem schweren Fehler behafteten Herzen das ganze Geschöpf nothwendigerweise leidet oder verderbt wird, da der Grundtheil verderbt ist und leidet. Denn es gibt nichts (wie Aristot. 3 de partib. animal, [sagt]), das entweder durch sich selbst, oder durch anderes, was von ihm abhängt, Hilfe gewähren kann. Und diess ist vielleicht zu gleicher Zeit der Grund, warum durch Trauer, Liebe, Neid, Sorgen u. dgl. Schwindsucht und Abzehrung oder schlechte Säftemischung oder Abgang unverdauter Stoffe eintreten, welche einestheils alle Krank- heiten herbeiführen, als auch die Menschen aufreiben: denn jedes Leiden der Seele, welches durch Schmerz, und Freude, durch Hoffnung oder Angst den menschlichen Geist beunruhigt, erstreckt sich sowohl bis zum Herzen, als bewirkt dort durch Aufregung und den Puls eine Abweichung von der natürlichen Beschaffenheit: es darf da es von Anfang den ganzen Nährstoff verdirbt und die Kräfte schwächt nicht im Ge- ringsten verwunderlich erscheinen, dass es verschiedene Arten von unheilbaren Krankheiten in den Gliedern und dem Körper plötzlich hervorruft, nämlich, wenn der ganze Körper an bei jenem Uebel ver- dorbenem Nahrungsstoffe und an Mangel der angeborenen Wärme krankt. Da ausserdem alle Geschöpfe von vorzüglich gekochtem Nahrungs- stoffe leben, so muss die Kochung vollkommen sein, und eine Vertheilung [stattfinden], und daher ein Ort und ein Behältniss vorhanden sein, wo der Nährstoff vervollkommnet und von wo er in die einzelnen Glieder abgeleitet wird; dieser Ort aber ist das Herz; da es allein Blut aus allen Theilen (nicht bloss in der Vena und arteria coronalis zu privatem Gebrauch) sondern gleichsam wie in Cisternen und Vorrathsbehältern (nämlich in den Ohren und Kammern) zu allgemeinem Gebrauche in seinen Höhlen enthält: alle übrigen Theile haben nur ihrer selbst wegen und zu privatem Gebrauch bloss in den Gefässen [Blut] und da das Herz allein so liegt und gebaut ist, dass es durch seinen Puls von hier aus gleichmässig in alle Theile (und das nach Recht und nach Ver- hältniss der jedem einzelnen Theile dienenden Hohlräume, der Arterien) [Blut] vertheilt, austheilt und den Bedürftigen (gleichsam aus dem Schatze und der Quelle) auf diese Weise spendet. Weiter ist zu dieser Vertheilung und Bewegung des Blutes Ungestüm und Gewalt vonnöthen, und ein Antreiber, wie das Herz ist: weil das Blut von selbst (gleichsam gegen den Ursprung, oder [wie] der Theil zum Ganzen, oder [wie] ein über den Tisch ausgebreiteter Wassertropfen zur Masse) leicht concentrirt wird und Zusammentritt: (wie es [diess] in- folge geringfügiger Veranlassungen auf’s schnellste durch Kälte, Furcht, Schrecken und dergleichen andre Ursachen [zu thun] pflegt). Dann ferner das Blut, aus den Capillarvenen in die kleinen Verzweigungen und von da in die grösseren durch die Bewegung der Glieder und durch den Druck der Muskeln ausgepresst wird, mehr geneigt und](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22322115_0106.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)