William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas.
- Johann Hermann Baas
- Date:
- 1878
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Credit: William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.
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![IOO während des Winters versteckt sind und gleichsam wie todt sich ver- bergen) nur ein Pflanzenleben führen; ob dasselbe aber auch bei einigen Blutthieren zutrifft, wie bei Fröschen, Schildkröten, Schlangen, Blutegeln kann man nicht mit Unrecht bezweifeln. Aber bei grösseren, wärmeren [Thieren in ihrer Eigenschaft] als Blutthiere bedarf es eines Antreibers des Nährstoffes und [zwar eines] von grösserer Kraft: daher haben Fische, Schlangen, Eidechsen, Schild- kröten, Frösche u. dgl. einestheils ein Ohr, anderntheils eine Herz- kammer, wesshalb es auch sehr wahr ist (Aristot. de partibus animal. 3.), dass kein Blutthier des Herzens ermangelt, durch welchen Antreiber der Nährstoff nicht allein stärker, sondern auch weiter und schneller von den Ohren fortgetrieben wird. Ja bei noch grösseren, wärmeren und vollkommneren Thieren wird, da sie sehr vieles, heisseres und spirituöses Blut im Ueberflusse haben, bei diesen wird ein stärkeres und fleischigeres Herz erfordert, damit durch dieses wegen der Grösse des Körpers oder der Dichtigkeit des Baues Nährstoff stärker, schneller und mit grösserem Antrieb fortgetrieben wird. Und weil ausserdem vollkommnere [Thiere], eines vollkommneren Nährstoffes, und reichlicherer angeborner Wärme bedürfen, damit der Nährstoff durchgekocht wird und eine weitere Vervollkommnung erlangt, erhielten jene Thiere auch eine zweite Kammer, die durch die Lungen selbst den Nährstoff treibt. So sind bei allen [Thieren], welche Lungen haben, zwei Herzkam- mern, eine rechte und eine linke, vorhanden, und wo immer eine rechte, da ist auch eine linke Kammer zugegen, nicht umgekehrt auch eine rechte, wo eine linke vorhanden (ich bezeichne nämlich als linke eine nach der Verrichtung, nicht nach der Lage unterschiedene, welche das Blut in den ganzen Körper, nicht bloss in die Lungen vertheilt) [und] es scheint daher die linke Kammer ein Herz für sich auszumachen und sie ist, in der Mitte gelegen, mit tieferen Buchtungen und mit grösserer Sorgfalt ausgeführt, so, dass das Herz der linken Kammer wegen vor- handen: und die rechte Kammer gleichsam die linke zu bedienen scheint, und [jene] reicht nicht bis zum Conus desselben und besitzt eine dreifach zartere Wand und hat gleichsam ein Gelenk (wie Arist. [sagt]) oberhalb der linken. Sie hat aber einen grösseren Fassungsraum, damit sie nicht allein der linken den Stoff, sondern auch der Lunge den Nährstoff liefert. Anzumerken ist aber, dass beim Embryo diese Dinge sich anders verhalten und dass keine so grosse Verschiedenheit der Kammern [bei ihm] vorhanden ist, sondern sie verhalten sich wie die Doppelkeme an der Nuss fast gleich, und der Conus der rechten reicht zum tiefsten Punkte der linken hin, so dass das Herz bei diesen (gleichsam dop- pelten Gipfel) am Conus hat, und diess [desshalb], weil das Blut, da](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22322115_0112.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)