William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas.
- Johann Hermann Baas
- Date:
- 1878
Licence: Public Domain Mark
Credit: William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.
60/124 (page 50)
![sei [so], wie das Fliessen und das Rückflüssen des Euripus dem Ari- stoteles [erschien]. Endlich glaubte ich, dass ich, der ich täglich mehr Untersuchung und Fleiss anwandte, durch Betrachtung vieler und verschiedenartiger Thiere, durch viele gesammelte Beobachtungen, die Sache erreicht und aus diesem Labyrinthe mich herausgewunden, und zugleich die Bewegung und den Zweck des Herzens und der Arterien, wie ich wünschte, erkannt habe. Desshalb nahm ich keinen Anstand, nicht allein privatim meinen Freunden, sondern auch öffentlich in meinen anatomischen Vorlesungen, nach academischem Brauche, meine Meinung betreffs dieser Sache vor- zutragen. Da diess (wie zu geschehen pflegt) einigen gefiel, anderen weniger: so widerlegten, verläumdeten und verdrehten diese das, worin ich von den Lehren und dem Glauben aller Anatomen abwich: jene, indem sie versicherten, die neue Sache werde sowohl der Untersuchung werth, als auch sehr nützlich sein, verlangten dieselbe vollständiger auseinander- gesetzt zu erhalten. Endlich bin ich, durch die Bitten der Freunde, es möchten alle meiner Arbeiten theilhaftig werden, theilweise auch durch die Missgunst andrer, welche, meine Worte mit ungünstigem Geiste auf- nehmend und weniger einsichtig, mich öffentlich zu blamiren suchten, bewogen und gezwungen worden, das Folgende drucken zu lassen, da- mit alle über mich und über die Sache selbst urtheilen mögen: übrigens um so lieber noch, weil Hieronym. Fabr. ab aq. p.* *), da er [doch] fast jedes einzelne Theilchen der Thiere sorgfältig und gelehrt in einer eigenen Schrift abgehandelt hatte, das Herz allein unberührt liess. Endlich, da- mit, wenn der Gelehrtenrepublik aus meiner Mühewaltung einiger Nutzen und Vortheil betreffs dieses Theils erstehen sollte, es sich vielleicht erweisen möchte, dass ich recht gethan habe, und andre sehen möchten, dass ich nicht ganz unnütz gelebt habe, was auch der Greis in der Comödie 2) sagt (niemals ist Jemand so gut für’s Leben mit Kenntnissen ausgestattet, dass nicht ein Ding, das Alter, die Uebung etwas neues brächte, [und] nichts daran mahne, dass du das, was du zu wissen glaubst, nicht wissest. Und dass du das, was dir als das Erste und Beste erschien, infolge von Erfahrung zurückweisest). Jenes mag vielleicht jetzt bezüglich der Bewegung des Herzens ge- schehen, oder es werden andere, mit glücklicheren Geistesgaben ausge- stattet, dann wenigstens, nachdem dieser Weg, die Sache besser anzu- fassen, gegeben ist, auch die Gelegenheit ergreifen, besser nachzu- forschen. *) Im Original abgekürzt für: Hieronymus Fabricius ab Aquapendente (1537 bis 1619). *) [Des Terentius.]](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22322115_0062.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)