William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas.
- Johann Hermann Baas
- Date:
- 1878
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Credit: William Harvey, der Entdecker des Blutkrieslaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren : culturhistorisch-medicinsche Abhandlung zur Feier des dreihundertjährigen Gedenktags der Geburt Harvey's (1. April 1578) / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.
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![nur den Menschen, und zwar den todten, untersuchen, und sie verfahren wie [solche], welche nach Erforschung einer Staatsform eine Staatslehre verfassen oder [wie diejenigen, welche], wenn sie die Natur eines Ackers kennen, den Ackerbau zu verstehen meinen: sie handeln gerade so, wie wenn sie aus einem Particularvordersatz, auf das Ganze zu schliessen sich bemühten. Unterdessen würde sich, wenn sie gleicherweise in der Zergliederung der Thiere bewandert wären, wie sie in der Anatomie der menschlichen Leiche geübt sind: diese zweifelhafte Sache, welche alle in Verwirrung erhält, dem Blicke offen und frei von jeder Schwierigkeit darbieten. Bei den Fischen, welche (da sie keine Lungen haben) nur eine Kammer besitzen, ist diess erstlich deutlich genug, denn es ist bekannt, dass sowohl durch den [blossen] Anblick, als mittelst Durchschneidung der Arterie (wobei das Blut bei jedem einzelnen Herzschlage hervorstürzt) dem Auge deutlich gezeigt werden kann, dass die an der Herzbasis liegende Blase, ohne Zweifel das Analogon des Ohrs, in das Herz Blut schickt, [und] dass das Herz dieses wieder durch' den Canal, sei er eine Arterie, oder ein Analogon einer Arterie, offen fortführt. Eben dasselbe kann man auch endlich unschwer bei allen Thieren, welche nur eine oder anscheinend eine Kammer haben, sehen, wie bei der Kröte, dem Frosche, den Schlangen, den Eidechsen, obwohl diese, wie man sagt, eine Art Lunge besitzen, weil sie eine Stimme haben (ich besitze über den bewundernswerthen Bau ihrer Lungen und andres ähn- liche viele Beobachtungen, welche nicht dieses Ortes sind) dennoch ist aus der Autopsie klar, dass bei jener das Blut durch den Herzschlag aus den Venen in die Arterien überführt worden ist, und [zwar ist] der Weg offen, deutlich, klar, keine Schwierigkeit, kein Platz für Ungewissheit [ist vorhanden]: bei diesen nämlich verhält sich die Sache, wie beim Men- schen, wenn die Herzscheidewand durchbohrt, oder weggenommen worden wäre, oder aus den beiden eine Kammer gemacht würde, Niemand wäre, nachdem diess geschehen, glaube ich, [mehr] zweifelhaft, auf wel- chem Wege das Blut aus den Venen in die Arterien übertreten könnte. Da aber die Zahl der Thiere, welche keine Lungen besitzen, grösser ist, als die derer, welche [eine solche] besitzen, und [da] ähnlich die Zahl derer, die nur eine Herzkammer besitzen, grösser ist, als die derer, welche zwei besitzen, so ist es leicht, bei den Thieren auf Grundlage des Schlusses vom Vielen auf das Meiste und Ganze festzustellen, dass das Blut durch die Herzhöhle auf offenem Wege aus den Venen in die Arterien überführt wird. Ich habe aber bei mir überlegt, dass eben dasselbe auch in Bezug auf den Embryo derer, welche Lungen haben ganz klar ist. Bei der Frucht vereinigen sich die vier Gefösse des Herzens (näm- lich die Hohlvene, die Vena arteriosa, die Arteria venalis, und die Aorta,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22322115_0076.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)