Geschlecht und Charakter : eine prinzipielle Untersuchung / von Otto Weininger.
- Date:
- 1905
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![nichten (S. 131). Damit wird jedoch dem Bösen eine selbständige Existenz vor dem Guten und also unabhängig von diesem zu- gesprochen; das Böse indes ist nur »Privation« des Guten (Augustinus, Goethe). Der Teufel wird vom guten Menschen er- dacht, der gegen ihn ankämpft. Nur der gute, nicht der böse Mensch fürchtet das Böse, dem der Verbrecher selbst dient. Das Böse ist nur ein Abfall vom Guten, und hat nur einen Sinn in Bezug auf dieses; indes das Gute an sich ist und keiner Relation bedarf. Die wenigen Elemente des vorchristlichen jüdischen Teufels- glaubens stammen nach den Resultaten der Forschung aus dem Parsismus. Vgl. W. Bousset, Die jüdische Apokalyptik, ihre religions- geschichtliche Herkunft und ihre Bedeutung für das neue Testament, Berlin 1903, S. 38—51. S. 45: »Der Schluß drängt sich mit zwingender Gewalt auf: die jüdische Apokalyptik ist in dem Neuen, was sie in den Hoffnungsglauben des Judentums hineinbringt, von Seiten der eranischen Religion bedingt und angeregt.« Und S. 48: »Nun läßt sich doch behaupten, daß der Dualismus spezifisch unisraelitisch ist. Die Religion der Propheten und des alten Testa- mentes kennt den Teufel nicht. Die Gestalt des Satans, wie sie im Erzählungsstück des Hiobbuches, in der Chronik, bei Sacharja auf- tritt, hat mit der späteren des Teufels, wie sie im neutestamentlichen Zeitalter herrscht, äußerst wenig, nicht viel mehr als den Namen gemeinsam. Und überdies sind sämtliche hier genannten Stücke — auch das Erzählungsstück des Hiobbuches — recht spät. Der Teufels- glaube, die Annahme eines organisierten dämonischen Reiches wider- spricht direkt dem Geiste der Frömmigkeit der Propheten und Psalmen, ihrem starken und starren Monotheismus. Hingegen ist in keiner anderen Religion der Dualismus so heimisch und wurzelt so tief wie in der eranischen Religion. Auch von hier aus drängt sich der Schluß der Abhängigkeit^ der jüdischen Apokalyptik unmittel- bar auf.« (S. 421, Z. 16 v. u.) So, nicht nur die Argumente des Tages sondern selbst Schopenhauer (Parerga und Paralipomena, Bd. II, § 132): »[Das jüdische Volk] lebt parasitisch auf den anderen Völkern und ihrem Boden, ist aber dabei nichtsdestoweniger von lebhaftestem Patriotismus für die eigene Nation beseelt, den es an den Tag legt durch das festeste Zusammenhalten, wonach Alle für Einen und Einer für Alle stehen; so daß dieser Patriotismus sine patria be- geisterter wirkt als irgend ein anderer. Das Vaterland des Juden sind die übrigen Juden: daher kämpft er für sie, wie pro ara et, focis, und keine Gemeinschaft auf Erden hält so fest zusammen wie diese.« (S. 424, Z. 7 v. u.) Houston Stewart Chamberlain, Die Grund- lagen des neunzehnten Jahrhunderts, 4. Aufl., München 1903, S. 143, Anm. 1. — Über die jüdische Diaspora der letzten vorchristlichen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2190425x_0626.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)