Geschlecht und Charakter : eine prinzipielle Untersuchung / von Otto Weininger.
- Date:
- 1905
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![(S. 458, Z. 1.) Doch ist auch der Wert, der auf Jungfräulich- keit gelegt wird, wie bekannt, ein sehr verschiedener bei den ver- schiedenen Menschenrassen. Vgl. Heinrich Schurtz, Altersklassen und Männerbünde, Berlin 1902, S. 93. (S. 458, Z. 1 V. u.) Der Mensch, der sich straft durch Fleisches- kreuzigung und Abtötung des Leibes, will den Sieg ohne Kampf; er räumt den Leib aus dem Wege, weil er zu schwach ist, dessen Triebe zu überwinden. Er ist ebenso feig wie der Selbstmörder, der sich erschösse, weil er am Siege über sich verzweifelte, Und die Buße ist der Reue geradezu entgegengesetzt; denn sie beweist, daß der Mensch gar nicht über seiner Missetat steht, sondern noch in ihr befangen ist, sonst würde er sich nicht züchtigen ; er würde trotz der Zurechnung einen Unterschied machen zwischen dem Moment der Tat und dem Moment der Reue, wofern Reue da wäre. Denn Bedingung der Reue ist nunmehrige Unfähigkeit zur Tat, und diese Unfähigkeit zum Bösen kann kein Mensch in sich strafen wollen. Auch Kant hat die Askese durchschaut (Metaphysische An- fangsgründe der Tugendlehre, § 53). (S. 459, Z. 4 V. u.) Richard Wagner, Parsifal, ein Bühnen- weihfestspiel. Zweiter Aufzug. (Gesammelte Schriften und Dichtungen, 3. Aufl., Leipzig 1898, Bd. X, S. 360 f.) (S. 462, Z. 9 v. u.) Schopenhauer: »Die Mormonen haben Recht.« (Parerga und Paralipomena, Bd. II, § 370 Ende.) Demo- sthenes 5g, 122 (Koaa Neafpa?): »Ta? piv yap §Tatpa? 7]§ov7j? svsx’ s')(op.ev, ta? 8s TtaXXaxa? tt]? xafF Jjpipav ■ö-epaTisia? toö owjxaTO?, xa? 8e Ytwaixa? toö rcaiSoTuotsiaflai 00? xal tcöv sv8ov cpöXaxa TT'.OTYjV S/SIV.« (S. 462, Z. 8 v. u. f.) Goethe, Zweite Epistel. — Moliere, Les Femmes Savantes, Acte II, Scene VII. — Selbst Kant dürfte, wäre er nach einer Schrift aus dem Jahre 1764 zu beurteilen, keineswegs von diesem Vorwurfe ausgenommen werden. Denn in den »Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen« (III. Abschnitt, Bd. VIII, S. 32, ed. Kirchmann) steht: »[Die Frauen- zimmer] tun etwas nur darum, weil es ihnen so beliebt, und die Kunst besteht darin, zu machen, daß ihnen nur dasjenige beliebt, was gut ist. Ich glaube schwerlich, daß das schöne Ge- schlecht der Grundsätze fähig sei, und ich hoffe dadurch nicht zu beleidigen, denn diese sind auch äußerst selten beim männlichen.« (S. 463, Z. 17.) Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, ed. Kehrbach, S. 47. (S. 463, Z. 6 v. u.) W. H. Riehl, Die Familie, Stuttgart 1861, S. 7, sagt: »Man muß . . . den tollen Mut der Sozialisten bewundern, welche den beiden Geschlechtern trotz aller leiblichen und seelischen Ungleichartigkeit doch die gleiche politische und soziale Berufung zusprechen und ganz resolut ein Gesetz der Natur](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2190425x_0633.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)