Volume 1
Handbuch der Physiologie / bearbeitet von H. Aubert [and others] ; herausgegeben von L. Hermann.
- Date:
- 1879-1883
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Credit: Handbuch der Physiologie / bearbeitet von H. Aubert [and others] ; herausgegeben von L. Hermann. Source: Wellcome Collection.
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![das untere Muskelende einen horizontalen, leicht gespannten Coconfaden zu ziehen, der vor einer Theilung spielt, ist weniger empfehlenswerth. W. Weber (a. unten a. 0.) wandte eine sehr genaue, aber nur für lange leichte Fäden brauchbare Methode an, indem er den gespannten Faden mit einem hängenden Spiegelchen verband, dessen Stellungsänderung mit Fernrohr und Scala abgelesen wurde. — Ein von Harless 1 beschriebener und abgebildeter Apparat hat zum Princip, dass eine Marke am Spann- faden zwischen einer durchsichtigen Glastheilung und einem spiegelnden Glasstreifen, zur Vermeidung der Parallaxe, beobachtet wird (der Zweck würde ebensogut erreicht, wenn die Theilung auf der Vorderfläche des belegten Spiegelstreifens selbst eingeätzt wäre). — Die graphische Methode lässt das untere Muskelende am Schreibhebel irgend eines Myo- graphions (s. das nächste Capitel) angreifen, und den der Belastung, resp. Zeit entsprechenden Stand auf einem Cylinder oder einer Platte markiren. Alle genauen Untersuchungen über die Elasticität der Muskeln und überhaupt organischer Gebilde werden beträchtlich erschwert durch die sog. elastische Nachwirkung2, welche allerdings, aber in ungemein viel geringerem Grade, auch den unorganischen Körpern zukommt. Sie besteht darin, dass ein angehängtes Gewicht den Körper nicht sogleich auf die volle ihm entsprechende Länge dehnt, sondern diese zunächst nur annähernd erreicht wird, während eine langsame weitere Verlängerung nachfolgt; vermuthlich wird eine definitive Länge überhaupt nur asymptotisch angenommen. Ent- sprechend findet auch nach Entfernung der Last die Wiederverkür- zung zuerst nur annähernd, und dann langsam weiter statt.3 Wartet man nun diese Processe wenigstens so weit ab bis die noch folgende Veränderung nicht mehr merklich ist, so geht doch immer kostbare Zeit verloren, da der Muskel in beständigen Veränderungen begriffen ist, der nächste Versuch also streng genommen schon auf einen an- dern Körper sich bezieht. Ein hoher Grad von Vollkommenheit der Elasticität, min- 1 Harless, Wagner's Handwörterb. d. Physiol. IV. S. 518. 1853. 2 Dieselbe wurde zuerst von W. Weber an Seidenfäden genauer beobachtet. Göttinger gel. Anz. 1835. Stück 8; Ann. d. Physik XXXIV. S. 247. 1S35. 3 In -einer späteren Arbeit gibt W. Weber (Ann. d. Physik LIV. S. 1. 1841) eine Gleichung für den zeitlichen Verlauf der Nachdehnung; er macht nämlich die Annahme, dass die Geschwindigkeit der Nachdehnung einer (gebrochenen) d. cc Potenz der schon erreichten Länge proportional ist, d. h. -jj = bxm, worin b und m von der Substanz abhängen; durch Integration ergibt sich dann x = i_ _j . [(1— m)b] i-n» . (t + £)'-», worin C eine Integrationsconstante; und die Länge l zur Zeit i wäre, wenn die Länge zur Zeit 0 = a war, i t / = a + [(t—m)]b i-»».(f-f C)i-m, worin das positive Vorzeichen Tür Dehnung, das negative für Entlastung zu nehmen ist. Weber findet diese Formel mit den Versuchsresultalen gut übereinstimmend.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21907572_0001_0026.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)