Immunität bei Infektionskrankheiten / von Elias Metschnikoff ; einzig authorisierte Uebersetzung von Julius Meyer.
- Élie Metchnikoff
- Date:
- 1902
Licence: Public Domain Mark
Credit: Immunität bei Infektionskrankheiten / von Elias Metschnikoff ; einzig authorisierte Uebersetzung von Julius Meyer. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.
115/482 (page 97)
![walirsclieiiilicli ist, so liegen docli noch nicht genug Thatsachen vor, um dieselbe als allgemeingültig aufzustellen. Da gerade die roten Blutkör])erchen durch die Hämotoxine angegriffen werden, so liegt die Frage nahe, oh diese Blutkörperchen _Hi(;h nicht durch die Bildung von Antihämotoxinen schützen und den Überschuss des gebildeten Antihämotoxius an das Blut und and(;re Kürpersäfte ab- geben können. Die nach dieser Richtung gemachten Untersuchungen beziehen sich innner auf die Wechselwirkung zwischen Antihämotoxin von Kaninchenblutserum und Ichthyotoxin von Aalserum. Man muss also die Thatsachen, die über die Anticytotoxine und ähn- liche Körper bekannt sind, prüfen, um sich von der wahrscheinlichen Bildungsstätte derselben eine Vorstellung zu machen. Eine große Zahl von genauen Ergebnissen betreifend die Antihämotoxine gab uns über den Ursprung derselben keinen Aufschluss. Die erste Frage, die wir uns vorlegen wollen, ist: Sind die roten Blutkörperchen im stände, Antihämotoxine zu produzieren ? Wenn die roten Blutkörperchen thatsächlich die Bildungsstätte dieser Stoffe sind, so werden die roten Blutkörperchen von Tieren, deren Serum antihämotoxisch ist, wahrscheinlich eine hohe Unempfänglichkeit gegen die Toxine zeigen; so wissen wir, dass die weißen Blutkörperchen, welche Gelatinase er- zeugen, Gelatine besser verdauen als das Serum derselben Tiere. Nach den Versuchen, die Tschistowitch (1. c.) an Kaninchen gemacht hat, die er gegen Aalichthyotoxin immunisiert hat, muss man annehmen, dass die roten Blutkörperchen der Kaninchen oft sehr empfindlich gegen das Aalgift sind, während das Blutserum derselben Kaninchen ein stark hämolytisches Vermögen besitzt. Erst später, wenn das Serum einen großen Teil seiner Kraft verliert, werden die roten Blutkörperchen gegen das Ichthyotoxin immun. Bevor wir aber die Hypothese, dass die Antihämotoxine durch rote Blutkörperchen produziert werden, verlassen, müssen wir untersuchen, ob man sie nicht mit den durch die Ehrlich sehe Seitenkettentheorie^) auf- gestellten Anschauungen in Einklang bringen kann. Diese Theorie hat Ehrlich zu dem Zwecke erdacht, um die Produktion der Antitoxine und ihre Wirkung auf bakterielle und pflanzliche Toxine zu erklären. Später hat Ehrlich seine Theorie auf die Cytotoxine, die Anticytotoxine und Bakteriengifte ausgedehnt. Nach Ehrlich enthält das Molekül der eiweißartigen Substanzen außer dem unveränderlichen centralen Kern eine Reihe von » Seiten- ketten« oder »Rezeptoren«, welche besondere Nebenfunktionen aus- üben und speciell zur Ernährung der Zellen dienen. Die Rezeptoren besitzen eine große Affinität zu verschiedenen Substanzen, die zum Unter- halt der lebenden Elemente notwendig sind. Im normalen Zustand er- greifen diese Rezeptoren Nahrungspartikelchen, wie ein Blatt der Dionaea eine ihr als Nahrung dienende Fliege ergreift. Unter besonderen Um- ständen können diese Rezeptoren sich mit komplexen Molekülen eiweiß- artiger Substanzen, so z. B. mit verschiedenen Toxinen, vereinigen. An- statt sich mit einem zum Erhalten des Lebens notwendigen Molekül zu 1) Klin. Jahrbuch, 1897, Bd. VI. Proceedings of the Royal Society, 1900, No. 432, p. 424. Ehrlich, Lazarus und Pincus, Leukämie etc., Nothnagels Specielle Pathologie und Therapie, 1901, Bd. VIII, Schlussbetraehtiingen, p. 163. Metschnikoff, Infeitionskranklieiten. 7](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21170514_0115.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)