Immunität bei Infektionskrankheiten / von Elias Metschnikoff ; einzig authorisierte Uebersetzung von Julius Meyer.
- Élie Metchnikoff
- Date:
- 1902
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Credit: Immunität bei Infektionskrankheiten / von Elias Metschnikoff ; einzig authorisierte Uebersetzung von Julius Meyer. Source: Wellcome Collection.
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![innerhalt» von Leukocjten von Cyprinus vor sich gehenden Eesorption äußerst ähnlieh ist, so muss man annehmen, dass in beiden Fällen die Hämolyse durch dieselbe Substanz bewirkt wird. Und da die hämolytische oder lösende Kraft des Serums erst im Anschluss an die intracelluläre Verdauung der roten Blutkörperchen innerhalb der Leukocyten erworben wird, stellt die hämolytische Substanz wahrscheinlich ein von den Leuko- cyten stammendes intracelluläres Ferment dar. Dieser Gegenstand ist von außerordentlich hoher Bedeutung, nicht nur für das Studium der Eesorption, sondern für die gesamte Immunitätsfrage. Wir müssen uns daher bei der Analyse derselben etwas länger aufhalten. Wir werden dabei zuerst die KesorptionsVorgänge bei den höheren Tieren betrachten und die Veränderungen untersuchen, welche injiziertes oder extravasiertes Blut in den verschiedenen Körpergegenden erleidet. Dies Studium wird durch die von pathologischen Anatomen gemachten zahlreichen Unter- suchungen erleichtert, welche dieselben über das Schicksal der bei Krank- heiten so häufigen Blutergüsse gemacht haben. Es ist schon lange be- kannt, dass in hämorrhagischen Herden der Haut, des Gehirns etc. oder in hepatisierten Lungen viele Zellen gefunden werden, welche rote Blut- körperchen einschließen. Diese zelligen Elemente sind nichts anderes als amöboide Zellen, welche rote Blutkörperchen verschlungen haben. (Siehe voriges Kapitel.) Besonders Langhansi] hat bei der Taube, dem Kaninchen und dem Meerschweinchen den im Anschluss an einen künst- lichen Blutaustritt ins Unterhautbindegewebe auftretenden Zustand unter- sucht. In all' seinen Beobachtungen schloss sich an die Hämorrhagie bald eine exsudative Entzündung an, während welcher Leukocyten in großer Menge auftraten und die roten Blutkörperchen verschlangen. Die Erythrocyten werden im Innern der weißen Blutkörperchen verändert; sie veranlassen eine Pigmentbildung und verschwinden schließlich völlig. Bei den Säugetieren ist dies Pigment braun oder bräunlich, ebenso wie bei den Planarien und der Maikäferlarve; bei der Taube, ist es grün und dem der Aktinien ähnlich. Kurz, man sieht eine große Übereinstimmung zwischen der Resorption der roten Blutkörperchen und der echten intra- cellulären Verdauung des Erythrocyten durch die Dünndarmzellen der Wirbellosen. Aber woher stammen die bei der Eesorption des extravasierten Blutes auftretenden amöboiden Elemente? Zur Zeit, als Langhans diese Frage studierte, kannte man die heutige Dififerenzierungsmethode noch nicht. Erst seit Ehrlichs klassischen Untersuchungen über die weißen Blut- körperchen hat man die Leukocyten zu unterscheiden begonnen. Infolge der Anwendung diverser Anilinfarben ist es Ehrlich gelungen, verschie- dene bestimmte Gruppen von Leukocyten bei den Vertebraten aufzu- stellen. Wir haben diese Frage schon in der 8. Vorlesung der Entzündungs- lehre behandelt und brauchen sie daher hier nicht vorzutragen. Aber bevor wir die Analyse der feineren Vorgänge bei der Eesorption der Zellen beginnen, müssen wir eine kurze Übersicht über die verschiedenen Arten der amöboiden Zellen bei den Vertebraten geben. Neben den beweglichen amöboiden Zellen, welche durch verschiedene Arten von weißen Blutkörperchen repräsentiert werden, muss mau un- 1) Virchows Archiv, Bd. XLIX, 1870, p. 66. J](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21170514_0078.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)