Arzt und Leibesübungen in Mittelalter und Renaissance / von Walter Artelt.

Artelt, Walter, 1906-

Date:: 1931

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Credit: Arzt und Leibesübungen in Mittelalter und Renaissance / von Walter Artelt. Source: Wellcome Collection.

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SONDERDRUCK AUS KLINISCHE WOCHENSCHRIFT ORGAN DER GESELLSCHAFT DEUTSCHER NATURFORSCHER UND ÄRZTE VERLAG VON JULIUS SPRINGER, BERLIN, UND J. F. BERGMANN, MÜNCHEN JAHRG. io 2. MAI 1931 Nr. 18, S. 846/849 ARZT UND LEIBESÜBUNGEN IN MITTELALTER UND RENAISSANCE*. Von Dr. Walter Artelt. I. Mittelalter. Mit der Anschauung über das ,,finstere Mittelalter“, wie sie vergangene Historikergenerationen propagiert hatten, versank auch die Vorstellung von der Körperfeindlichkeit dieser Zeit. In zahlreichen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte erstand das Bild eines körperfrohen Geschlechts, dessen Wehrhaftigkeit ihre Wurzel hatte in unablässiger Arbeit jedes einzelnen am Körper in Spiel und Wettkampf. Die Übung für den ritterlichen Kampf war das entscheidende Moment bei den Leibesübungen des Rittertums. Bei den Übungen des Bürgertums, deren Vorbild die der Ritter waren, hielten sich das Streben nach Erhöhung der Wehrfähigkeit und nach der „Ergötzlichkeit“ des fröhlichen Wettkampfes die Waage. Vom Bauern verlangte die Forderung des Heer¬ bannes körperliche Leistungsfähigkeit; und bei der Ablösung des Bauern vom Heeresdienst suchte der jetzt mehr und mehr Höriggewordene in körperlichen Wettspielen Erholung und Zeitvertreib. Kein Raum für die Übung des Körpers aber war im Unterrichts wesen. Hier herrschte die Grammatik. ,,Secundum ecclesiae honorem“ wurde der Schüler von seinem Lehrer versorgt in ,,moribus, disciplina, scientia, victu et vestitu“. Trivium und Quadrivium erfüllten den Sinn der Schulen, die Fakultäten den der Universitäten, ohne Raum zu lassen für etwas diesen Wesenfremdes. Und wenn die Pädagogen bei der Fürstenerziehung Ausbildung im „natare, saltare, * Die eingehende Würdigung der Leibesübungen durch die moderne Medizin verleibt der Frage nach dem Werden dieses Zustandes ein allgemeineres Interesse. Die Bezie¬ hungen von Medizin und Leibesübungen im Mittelalter sind noch so gut wie unbearbeitet. Die Stellung der Ärzte zu den Leibesübungen in der Renaissance behandeln einige ältere Arbeiten; jedoch wurden die inneren Zusammenhänge nicht oder ungenügend dargestellt. So schien es zunächst einmal nötig, unter Verzicht auf eine vollständige Erfassung und Wiedergabe des Materials den Versuch zu machen, die allgemeinen Entwicklungslinien klarzustellen.