Arzt und Leibesübungen in Mittelalter und Renaissance / von Walter Artelt.

  • Walter Artelt
Date:
1931
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Credit: Arzt und Leibesübungen in Mittelalter und Renaissance / von Walter Artelt. Source: Wellcome Collection.

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    alterlichen medizinischen Literatur des Abendlandes fort. Sie führten hier freilich ein kärglicheres Dasein als bei den Arabern; aber — und das ist wichtig festzustellen — die un¬ mittelbare Tradition riß nicht ab. In den lateinischen Übersetzungen griechischer Medizin, die in den Jahrhunderten der Klerikermedizin (5. —10. Jh.) Vorlagen, findet man hier und da ein antikes Urteil über den medizinischen Wert der Leibesübungen. So bringen die „Dynamidia eine verstümmelte Übersetzung von der Ableh¬ nung des Müßigganges und dem Lob des Spazierengehens aus den Corpus Hippocraticum, oder die Medicinales Responsiones des Caelius Aurelianus (5. Jh.) soranische Lehren über den Einfluß des exercitiums auf die Erhaltung der Gesundheit, über ihr Ausmaß und den Ort, wo sie auszuüben sind, und an anderer Stelle die Mahnung, die durch den motus exer- citationis und die Sonnen wärme her vor gerufene Steigerung der Körpertemperatur wohl von der beim Fieber zu unter¬ scheiden* **. Weit eingehender als in den direkten lateinischen Über¬ setzungen antiker Autoren werden die Leibesübungen be¬ handelt in den lateinischen Übertragungen der Synopsis und Euporista des Oreibasios aus der Zeit der Klerikermedizin. In ihnen wird in ausführlichen Kapiteln nach Galen ,,de exer- citatione“ — eine andere wortgetreuere Übersetzung spricht von ,,gymnasia motiones“ und an anderer Stelle von den „genera vectionum* * vel exercitationum“ — und ,,de specie exercita- tionis“ gehandelt, und an anderer Stelle „von den Müßig¬ gängern, die keine Leibesübung treiben und doch gesund bleiben“, und von „denen, die Schaden nehmen, weil sie so¬ gleich nach dem Essen üben“. In einer dieser frühmittel¬ alterlichen Oreibasios-Übertragungen erscheint als Interpola¬ tion im Anschluß an das Kapitel über die Arten der Leibes¬ übungen eine auszugsweise Wiedergabe der Empfehlung der „gestatio“ (der „passiven Bewegung“ durch Getragen- oder Gefahrenwerden) bei Kranken und langsam Genesenden durch Celsus. Auch die eigenen Überarbeitungen der antiken Literatur' im frühmittelalterlichen Abendlande berücksichtigen, vor allem soweit sie diätetischen Charakter tragen, die Leibes¬ übung eingehend. „Exercitium vel labor“, sagt die diaeta Theodori in einem besonderen Abschnitte, „machen die Körpersäfte trockener und den Körper kräftiger, nützen der * PETROCELLUS VON SALERN (12. Jh.) geht in seinen „Curae“ weiter und stellt fest, daß aus zu starkem exercitium ebenso wie durch Gemütsbewegungen von innen her echte Fieber entständen. ** Ebenfalls als Synonym für exercitatio ist vectio wohl gebraucht in den Fragmenten des 3. Buches der „Practica Petrocelli“. Die hier erhaltenen Kapitelüberschriften „de confricationibus — de vectationis mensura — de generibus vectationum — de vocis exercitio — de veneris coitu“ entsprechen in ihrer Abfolge fast völlig denen der lateinischen Übersetzungen der Synopsis des Oreibasios.