Lehrbuch der Krankheiten des Herzens und der Blutgefässe / von Ernst Romberg.
- Romberg, Ernst von 1865-1933.
- Date:
- 1909
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Credit: Lehrbuch der Krankheiten des Herzens und der Blutgefässe / von Ernst Romberg. Source: Wellcome Collection.
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![Die organischen Krankheiten der Grefäße. Die Krankheiten der Arterien. Die Arteriosklerose (Endarteriitis clironica s. deformans [Virchow], Atherom der Arterien [Förster], Athero- sklerose [Marchand]). Geschichtliches. Die anatomischen Veränderungen der Arteriosklerose wurden zuerst durch Monro, Senac und besonders durch Ha 11 er und Morgagni als Zeichen einer Arterienentzündung beschrieben. Der Begriff der Arterienentzün- dung wurde wieder recht verschwommen, als J o s. Frank und einige Jahrzehnte später in noch schärferer Weise Bouillaudin jeder Leichenimbibition der Arterien- intima eine Entzündung sahen und in ihr das anatomische Substrat der essentiellen Fieber suchten. Aber auch in dieser Zeit erschienen einige gute anatomische Unter- suchungen, so die von L o b s t e i n, der der Kxankheit den Namen Arteriosklerose gab. Die ersten eingehenden Forschungen über die Entstehung der Arteriosklerose verdanken wir Rokitansky und Virchow. Rokitansky kam wohl infolge seiner allgemein-pathologischen Anschauungen zunächst zu der Auffassung, daß die arteriosklerotischen Unebenheiten der Gefäßwand Niederschläge aus dem Blute seien. Er erkannte zwar später das Unzutreffende dieser Meinung und heß die arteriosklerotische Veränderung von der Arterienintima ausgehen. Aber erst Virchow schilderte in grundlegender Weise die anatomische Entwicklung des arteriosklerotischen Prozesses. Seine Beschreibung ist noch heute maßgebend. Virchow beschrieb die Arteriosklerose als eine Endarteriitis, als eine chro- nische Entzündung. Die Bindegewebswucherung der Intima, die häufig daneben vorkommenden Rundzelleninfiltrationen der Adventitia und Media machen den Prozeß ja entschieden manchen entzündlichen Vorgängen an parenchymatösen Organen ähnhch, an denen wir auch bei überwiegender Bindegewebswucherung von einer Entzündung sprechen. Die Entzündung der Arterienwände wurde nun auch bei der weiteren Erforschung der Pathogenese der Arteriosklerose, mit der sich die folgende Zeit beschäftigte, von einer Anzahl namhafter Autoren als das Wesent- liche des Prozesses angesehen. Eloester vertrat diese Auffassung vom anato- mischen Standpunkte aus, H. Martin und mehrere französische Autoren, in etwas reservierterer Weise auch B ä u m 1 e r aus ätiologischen Gesichtspvmkten, nach denen diese Entzündung der Arterien oft das Zeichen eines infektiösen Vorganges ist. Aber schon Virchow und Traube hatten mit Recht den anatomischen Unterschied zwischen sicheren Entzündungen der Arterien und ihren sklerotischen Veränderungen betont. Traube sah ebenso wie kurz zuvor Senhouse Kirkes die letzte Ursache der Arteriosklerose in einem mechanischen M o m e n t, in einer arteriellen Drucksteigerung infolge einer Kontraktion der kleinen Gefäße (z. B. bei AlkohoUsten) oder infolge einer Überlastung der Eingeweidearterien (bei sitzender Lebensweise, Luxuskonsumtion). Der erhöhte Widerstand verlang- same den Blutstrom. Leukocyten sammelten sich an der Gefäßwand, drängen in sie ein, und aus ihnen entwickle sich die bindegewebige Verdickung der Intima. Die Drucksteigerung führe weiter zur Herzhypertrophie. Arteriosklerose und Herz- hypertrophie seien so zunächst koordinierte Polgen des erhöhten arteriellen Druckes. Die Traube sehe Theorie wurde vielfach vertreten, so besonders von Fraenkel, Huchard, Edgren, wenn auch die Entstehung der Binde- gewebswucherung im einzelnen oft anders erklärt vmd bald die Kontraktion der kleinen Arterien, bald die Überlastung der Baucheingeweide als Ursache der Druck- steigerung angesprochen wurde.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b23984247_0444.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)