Lehrbuch der Krankheiten des Herzens und der Blutgefässe / von Ernst Romberg.
- Romberg, Ernst von 1865-1933.
- Date:
- 1909
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Credit: Lehrbuch der Krankheiten des Herzens und der Blutgefässe / von Ernst Romberg. Source: Wellcome Collection.
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![sekundäre Welle rückt dadurch zum Hauptgipfel hinauf. Die Pulsform wird runder. Wichtig ist namentlich die größere Höhe der Pulswelle. Sie veranlaßt leicht Täuschungen über den Zustand des Kreislaufes, weil z. B. auch bei merklichem Nachlaß der Herzkraft die Pulswelle ebenso groß oder selbst größer bleibt, als in normalen Arterien bei guter Herz- arbeit. Noch empfindlicher ist die Störung im Spiele der Vasomotoren. Der normale Organismus reguliert die Blutzufuhr zu den einzelnen Körper- teilen hauptsächlich durch Erweiterung oder Verengerung der Gefäße. Erst in zweiter Linie wirken Steigerung oder Senkung des arteriellen Druckes mit. Stärkere Druckschwankungen werden durch Verengerung oder Erweiterung anderer Gefäßgebiete ausgeglichen. Bei sklerotischen Arterien, die sich nicht wie normale verengern und erweitern können, treten bei jeder Änderung der Blutverteilung beträchtliche Druckschwan- kungen auf. Das zeigt sich besonders bei körperlicher Arbeit (M a s i n g). Das Herz wird dadurch, wenn die Arterien sklerotisch sind, stärker be- ansprucht und ermüdet leichter. Auch thermischen Einflüssen auf die Körperoberfläche vermögen sklerotische Arterien nicht mit der normalen Erweiterung oder Verengerung ihres Durchmessers zu entsprechen. Die Reaktion auf Kalt- und Warmreize erfolgt, wie ich mit Otfried Müller nachweisen konnte, um so weniger ausgiebig und um so träger je stärker die Arterien erkrankt sind. Die Störung beginnt schon bei der eben nachweisbaren sklerotischen Wandverdickung. Eine hypertrophische Arterienmuskulatur scheint sie aber kompensieren zu können (Gum- p r e c h t [1904], eigene Beobachtungen). Betrachten wirdieErscheinungenderArteriosklerose anden einzelnen Abschnitten des Kreislaufes, so stehen die Veränderungen des Herzens, der Nieren und des Gehirns in erster Linie, während die Sinnesorgane, der Magendarmkanal und die Extremitäten seltener der Sitz arteriosklerotischer Krankheitserscheinungen werden. Durch die BeteiKgung von Herz, Nieren und Gehirn wird die Arteriosklerose zu einer der häufigsten Krankheits- und Todesursachen jenseits des 40. Jahres, aber zu einer keineswegs ganz seltenen auch in früheren Jahren. So berichtet B a h r d t, daß von reichlich 10 000 Todes- fallen _ einer großen Lebensversicherungsgesellschaft, die naturgemäß uberwiegend Menschen jenseits des 40. Lebensjahres betrafen, mindestens 22 Prozent auf Rechnung arteriosklerotischer Erkrankungen kamen Uber das Verhalten des Herzens ist dem Gesagten nicht viel hinzuzufügen (s. oben u. S. 136). Die nur in der Minderzahl der un- komplizierten FaUe und meist in geringem Grade entwickelte Hypertrophie der knken Kammer macht klinisch in der Regel keine Erscheinungen Zur Erzeugung emes hebenden Spitzenstoßes ist sie gewöhnlich zu gerina- *.Sig- Die Akzentuation des zweiten Aortentones kann auch durch rem ortüche Veränderungen der Aorta ascendens verursacht sein. Viel wich- tiger wn:d die Arteriosklerose auch der peripheren Arterien dadurch, daß sie dem Herzen bei jeder körperlichen Anstrengung, bei jeder Eealction aut einen Wechsel der Außentemperatur vermehrte Arbeit aufbürdet IJie dadurch verursachte starke Inanspruchnahme des Herzens träst sicher zum großen Teile die Schuld, daß Herzstörungen bei Arteriosklero- tikern früher und häufiger auftreten als bei Menschen mit gesunden Ge- taJJen. bo fand ich unter meinen poliklinischen Kranken in Marburg](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b23984247_0455.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)