Über idiopathische Herzvergrösserung : Festschrift der Med. Facultät der Universität München zur Feier des fünfzigjährigen Doctor-Jubiläums des Herrn Geheimrath Professor Dr. Max von Pettenkofer / verfasst von Jos. Bauer und O. Bollinger.

  • Bauer, Jos. (Josef), 1845-1921.
Date:
1893
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Credit: Über idiopathische Herzvergrösserung : Festschrift der Med. Facultät der Universität München zur Feier des fünfzigjährigen Doctor-Jubiläums des Herrn Geheimrath Professor Dr. Max von Pettenkofer / verfasst von Jos. Bauer und O. Bollinger. Source: Wellcome Collection.

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    schlössen, dass bei kräftigen und entsprechend gut genährten Indi- viduen unter dem Einfluss andauernder schwerer Körperarbeit die Herzwandung allmählig erstarke und an Masse zunehme, aber ohne jede Aenderung des diastolischen Lumens, in Analogie mit der Volums- zunahme willkürlicher Muskeln in Folge anhaltender Uebung und Arbeit. Eine derartige Accomodation an grosse Kraftleistungen wird man aber weit zutreffender als Erstarkung des Herzmuskels bezeichnen im Gegensatz zur excentrischen Hypertrophie, welche schon ver- möge ihrer Tendenz zur progressiven Weiterentwicklung eine aus- gesprochene pathologische Bedeutung hat. Ein im genannten Sinne erstarktes Herz wird in der Ruhe nur mit demjenigen Kraftaufwand arbeiten, den die Erhaltung einer normalen Circulation erheischt. Anomalien des Pulses, abnorme Gefasspannung sind dabei ausge- schlossen. Es verfügt aber über eine bedeutende Reservekraft, welche während der Körperarbeit zur Geltung kommt und ermöglicht, dass ohne zeitweilige Insuffizienz des Herzens, und ohne das Gefühl der Ueberanstrengung die Arbeit geleistet werden kann. In Uebereinstimmung mit dem eben Gesagten trifft man bei Indi- viduen, welche grosse körperliche Anstrengungen zu leisten vermögen, aber dabei zweckentsprechend leben, keineswegs häufig Herzhyper- trophie, so zum Beispiel bei den Holzarbeitern des Gebirges, Berg- führern, Jägern. Aehnliches beobachtet man ja auch bei Thieren, zum Beispiel Arbeitspferden, Gemsen, Berghirschen, bei welchen sogar diese Erstarkung des Herzens zur Vererbung gelangt ist. Es ist denkbar, dass auch bei Stromhindernissen im grossen oder kleinen Kreislauf, oder bei Klappenfehlern, das Herz in ähnlicher Weise erstarken kann, indem es sich ohne jede Aenderung seines diastolischen Lumens, und lediglich durch Zunahme der Wandstärke den gesteigerten Anforderungen aeeommodirt. Eine derartige, sozu- sagen ideale Accommodation dürfte aber nur dann möglich sein, wenn das Stromhinderniss allmählich entsteht, so dass das Herz nie- mals ausser Stande ist, vermöge seiner Reservekräfte seine Arbeit zu leisten. Nur bei Klappenfehlern geringeren Grades ist eine derartige Accommodation denkbar; es kommt eben hier in Betracht, dass das Herz bei Klappenfehlern schon in der Ruhe grössere Widerstände