Ueber die Blepharitis papillaris und ihre Beziehungen zu Entzündungen der Bindehaut, zur Keratitis superficialis und zu den tiefen Hornhautgeschwüren / von W. Goldzieher.

Vincenz Fukala

Date:: 1888

Credit: Ueber die Blepharitis papillaris und ihre Beziehungen zu Entzündungen der Bindehaut, zur Keratitis superficialis und zu den tiefen Hornhautgeschwüren / von W. Goldzieher. Source: Wellcome Collection.

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$erkrankiingen und Hornhautgeschwüren zu den häufigsten Krankheiten i de-^ Kindes- und jugendhchen Alters gehört, und durch Trübungen oder ; /erstiu-ungen der Hornhaut häufig zahlreiche Verwüstungen am Seh- j orc^an der RelrefTenden anrichtet. Schlecht sehen, Kurzsichtigkeit, selbst « ein- oder beiderseitige Erblindung sind die nächsten Folgen derselben. , Wie viele Kinder werden durch jahrelange Augenentzündung am Schul- besuch vevhindert! Selbe bleiben. meistens geistig und auch körperlich zurück (Krankengeschichte Nr. 1, 2, 13, 15). Andere werden durch ' Schwach- oder Kurzsiclitigkeit von der Laufbahn, für welche sie be- ; stimmt sind, abgelenkt, und müssen plötzlich durch Zunahme der Kurz- sichtigkeit dieselben verlassen. Wie schwer kommt es z. B. einem Uhr- i macher-, Goldarbeiter-, oder Schneidergehilfen, welche ihre FartiiHe zu j ernähren haben, an, wenn sie im reiferen Mannesalter ihr Geschäft \ wegen der gefährlichen Kurzsiclitigkeit aufgeben sollen! Auf welche ■ Weise sind diese Leute dann im Stande, sich einen neuen Erwerb zu ; verschafTen? In gleicher Weise werden schwer davon betroffen Studi- \ rende. Beamte. Gelehrte, Künstler etc., deren Existenz mit dem Augen- : licht innig zusammenhängt. Daher ist es im Interesse der Humanität \ gewiss eine dankbare Aufgabe der Therapie, wenn es uns gelingt, durch \ Entgegensteuern den verheerenden Augenkrankheiten die grosse Zahl ; der Schwachsichtigen, Kurzsichtigen und Erblindeten zu verringern. — i Geradezu überraschend ist der Erfolg bei jenen hochgradigen Er- J krankungen der Kinder von 2—15 Jahren mit den heftigsten 3 Entzündungserscheinungen, bei welchen alle angewandten Mitteln als j fruchtlos sich erwiesen haben. Man sieht schon am nächsten Tag einen | bedeutenden Nachlass der Reizerscheinungen, der sich vor Allem in der j Abnahme der Lichtscheu bekundet. Während die Kleinen vorher j seit Wochen, selbst vielen Monaten und noch längere Zeit, das Gesicht i stets in den Armen verborgen hielten, um das Licht von sich abzu- i halten, kann man oft schon am nächsten Tag die Freude haben, sie ! mit aufrecht getragenem Kopf, halb offenen Augen und einer gehobenen i Stimmung hereinkommen zu sehen. Es lässt sofort in demselben \ Masse das Oedem der Lider, die entzündliche Röthe und die Sekretion l der Bindehaut nach; die Kinder fangen an, wieder das Tageslicht zu ; vertragen, die Schmerzen hören stufenweise auf. Gleichen Schritt damit \ hält auch die übermässige Thränensekretion, die damit zusammenhän- ] gende Dermalitis der Lid- und Wangenhaut, Ekzeme am Gesichte, j Nasenschleimhaut und die konsekutive Anschwellung der Lymphdrüsen. Hinsichtlich der leichten Formen von papillärer Lidrandent- | Zündung habe ich die Beobachtung gemacht, dass sie der Behandlung ; relativ länger Widerstand leisten, als ich dies von den schweren Formen : erwähnt habe, — wiewohl auch hier bei der erwähnten Behandlungs- : weise bald die Heilung erfolgt. ] Es tritt nun die Frage heran, auf welche Weise der Zusammen- ; hang der Lidrandentzündung mit den Erkrankungen ] der Bindehaut, und Cornealgeschwüren zu erklären istV Hehufs Beantwortung dieser Frage berufe ich mich auf die von ! Stellwag aufgestellte Lehre der Eintheilung der Augenkrankheiten : vom genetischen Standpunkte aus in 3 streng von einander getrennte Systeme: a) das des lichtempfindenden Apparates, j h) das der inneren und c) das der äusseren A u g e n h ü 11 e n ■ des optischen Apparates (v. Stellwag, Abhandlungen 1882, S. 10). | 22* :$