Ueber den anatomischen Zusammenhang zwischen orbitalen und intracraniellen Entzündungen / von R. Berlin.
- Berlin, R.
- Date:
- [1871?]
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Credit: Ueber den anatomischen Zusammenhang zwischen orbitalen und intracraniellen Entzündungen / von R. Berlin. Source: Wellcome Collection.
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![[8 kann mir nicht denken, dass wir einmal die Augenentzündung als eine gleichzeitig mit der Meningitis auftretende, also jedenfalls nicht me- tastatische , das andere mal doch als eine metastatische, jedenfalls als eine secundäre aufzufassen hätten. Vielmehr verrauthe ich, dass sie immer gleichzeitig mit der Meningitis auftritt, dass sie aher in manchen Fällen anfangs einen geringen Grad der Entwickelung hesitzt und deshalh nicht immer sofort erkannt wurde, während sie meistentheils erst später augenfälligere Formen anzunehmen pflegt. Wenn wir aher die bei epidemischer Cerehrospinalmeningitis auf- tretende Cyclitis — die hei sporadischer Meningitis hier und da beob- achteten Formen dürfen wir jener wohl gleichstellen — wenn wjj:- sage ich, diese Cyclitis weder als von den Meningen fortgeleitete, noch als metastatische auffassen können, wie haben wir uns dann die Patho- genese derselben vorzustellen? Ich glaube, dass die naturgemässeste Erklärung folgende sein dürfte: Das krankmachende Agens, oder, wenn Sie wollen, der Pilz, welcher die Cerehrospinalmeningitis hervorruft, findet ebenso wohl wie in dem Gefässlager der Meningen, so auch in dem Gefässlager der Choreoidea, welches jenem ja genetisch so nahe steht, die Bedingungen seiner Weiter- entwickelung und kann demgemäss gleichzeitig mit der Entzündung der Meningen auch eine solche, der Choreoidea hervorrufen. Warum die Choreoiditis nicht jedesmal stattfindet, können wir nicht erklären; beob- achten wir doch a;ich nicht in jedem Falle ein Exanthem, eine entzündliche Anschwellung der Milz oder der Follikel des Ileums. Ob dies von der Quantität, oder der Qualität des Infectionsstoffes abhängig ist, oder ob die grössere oder geringere Vulnerabilität des Individuums hierbei eine Rolle spielt, lässt sich vorläufig bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse in dieser Frage nicht entscheiden. Kurz, wir müssen die bei Cerelirospinal- raeningitis und wahrscheinlich ebenso die bei sporadischer Meningitis vor- kommende Tridocyclitis als gleichzeitige Localisation ein und desselben Infectionsstoffes ansehen, welcher die Allgemein- erkrankung und die Entzündung der Meningen bervorgeriifen hat. Sie sehen also, dass bis jetzt nur ein directer Verbindungsweg zwischen den orbitalen und intracraniellen Entzündungen anatomisch nachgewiesen ist, das ist derjenige durch die Venen. Dieser kann in centripetaler wie in centrifugaler Richtung fortschreiten. Das entzündliche subcon- junctivale Oedera, welches wir bei der Coraplication von Meningitis und eitriger Cyclitis beobachten, ist keineswegs eine Fortpflanzung des intra- craniellen Processes, sondern lediglich das bekannte, alle eitrigen Ent- zündungen des XJvealtractns begleitende collaterale Oedem, welches dem beschäftigten Operateur oft in prognostisch so unliebsamer Weise ent- gegentritt. Selbstverständlich kann die bei Cerebros])inalmcningitis auf- tretende eitrige Iridochoreoiditis ebensogut wie jede andere Form eine](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21647471_0010.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)