Die Trypanosomenkrankheiten und ihre Beziehungen zu den syphilogenen Nervenkrankheiten : Untersuchungen aus dem Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg und aus der psychiatrischen Klinik in Freiburg i. Br. / von Walther Spielmeyer.
- Spielmeyer, Walther, 1879-1935.
- Date:
- 1908
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Credit: Die Trypanosomenkrankheiten und ihre Beziehungen zu den syphilogenen Nervenkrankheiten : Untersuchungen aus dem Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg und aus der psychiatrischen Klinik in Freiburg i. Br. / von Walther Spielmeyer. Source: Wellcome Collection.
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![stattgefunden haben. Ob ein Trypanosomenfieber der eigentlichen Schlaf- krankheit vorausgegangen war, ließ sich nicht feststellen. 10. August 1904 Aufnahme in das Hamburgische Seemanns- krankenhaus. Auffallende Euphorie: Pat. lacht über alles, erklärt sich für kerngesund, will aber im übrigen, wenn er damit seinen Verwandten einen Gefallen tue, im Krankenhaus bleiben, jedoch vorher noch einige Glas Bier trinken. Intelligenz stark herabgesetzt, zumal im Vergleich zu der Gewandtheit und Lebhaftigkeit, die sich in seinen Briefen ausdrückt, die kaum 5 Monate vorher geschrieben sind. Deutliche Gedächtnisdefekte: er kann sich an Dinge, die er selbst in seinen Briefen nicht lange vorher ein- gehend beschrieben hatte, nicht mehr erinnern. Ungenügende zeitliche Orientierung. Die Antworten erfolgen meist erst nach öfterem Befragen. Sprache nachlässig, schwerfällig, zögernd, kein Silbenstolpern; Schrift kindlich, zitterig. — Allmählich zunehmende Abgespanntheit, vieles Gähnen, Müdigkeit, Schlafsucht, die während der ersten 7 Tage (d. h. bis zum Beginne der eitrigen Meningitis) in gleicher Weise anhält: Pat. schläft fast immer, kann aber leicht aus diesem Zustande durch Anrufen und Geräusche geweckt werden. Körperlich nervöser Status: Zittern der Hände, der Zunge und der Oberlider, schwankender Gang mit durchgedrückten Knieen, Romberg- sches Phänomen. Keine Störungen an den Reflexen, der groben Kraft und der Sensibilität. Sprache s. oben. — Oedeme im Gesicht; flüchtige Rötungen im Gesicht und am Rumpfe. Teigige Schwellung der Lymphdrüsen des Nackens und der Unterkiefergegend, Schwellung der Milz und der Leber, Abmagerung, Neigung zu Hautaffektionen, Beschleunigung der Herztätigkeit und der Atmung, unregelmäßiges Fieber (allerdings war gleichzeitig Malaria vorhanden! s. oben S. 8), Vermehrung der großen mononukleären Leuko- cyten im Blute. Lumbalpunktion: Trypanosomen neben vielen Lymphocyten und mono- nukleären Leukocyten im Sediment. Am 8. Tage nach der Aufnahme plötzliche Komplikation durch eine m 5 Tagen zum Tode führende eitrige Meningitis, deren Ursprung (auch anatomisch) nicht genauer zu ermitteln war (Eingangspforte für die Infektion vielleicht die Dekubitalgeschwüre in der Lendengegend). Symptome der akuten Meningitis: Trismus, Nackensteifigkeit, hohes Fieber, Benommen- heit etc., Krampfanfall kurz vor dem Tode. 2) Fall R. (I. Fall [Ameko] des KRÜGERschen Berichtes „Ueber die Schlafkrankheit in Togo; s. d. S. 483—486). Knabe von 9 Jahren. Beginn der Erkrankung (7 Monate vor der Auf- nahme ins Lazarett) mit einem allgemeinen Körperausschlag und Fieber; 2 Monate nach diesem Fieberanfall die ersten Zeichen der Schlafkrankheit: Apathie, Schläfrigkeit, Arbeitsunfähigkeit; keine Schmerzen. Bei der Aufnahme ausgesprochen schlafsüchtig; muß zum Essen geweckt werden. Drüsenschwellungen. Vermehrung der weißen Blutzellen. — Neuro- logisch : Augenlidspalte eng; die oberen Augenlider werden nur sehr wenig gehoben unter gleichzeitigem starken Ziehen der Augenbrauen nach oben. Die Bewegungen der Augen nach oben scheinen beschränkt zu sein. Es besteht grobschlägiges Zittern im Beginne der Untersuchung, verliert sich dann mit Nachlaß der Erregung. Sonst keine motorischen Störungen, Sensibilität intakt. Reflexe: Patellar- und Bauchdeckenreflex sehr stark; Pupillen reagieren auf Lichteinfall und Konvergenz. Keine Ataxie.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21295876_0021.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)