Die kunstliche Unterbrechung der Schwangerschaft.
- Kleinwächter, Ludwig, 1839-1906.
- Date:
- 1890
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Credit: Die kunstliche Unterbrechung der Schwangerschaft. Source: Wellcome Collection.
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![Scliwangevscliaft künstlicli zu unterbrcclien, will man nicht die Fniclit opfern und die Mutter in die grüsstc Gefahr bringen. Eine Verkürzung der Conjugata vera auf 8 Ctm. zwingt uns bereits, die Fruclit früher däs Liclit der Welt erblicken zu lassen, als sie es sonst sollte. Diese Art der Beckenverengerung ist eine der gefährlichsten Klippen, auf welche der praktische Geburtshelfer stossen kann, denn keine andere Beckenverengerung als diese wird so leicht und so oft übersehen und nie rächt sich dies so schwer, wie hier. Der praktische Arzt untersucht innerlich, findet vielleicht eine niässige Verkürzung der Conjugata vera, beachtet sie aber, da sie nicht hochgradig ist, nicht weiter und meint, die (ieburt werde vielleicht etwas schwieriger, aber doch ohne be- sondere Gefahren für Mutter und Frucht, vor sich gehen. Und wie schwer irrt er hier. Es wurde die Abnahme der queren Becken- maasse, die hier einzig und allein die Prognose bestimmt, unter- lassen. Er kommt zun\ (leburtsbette und steht schliesslich rathlos da, wenn des Weiteren die Austreibung der Frucht nicht ihr Ende lindet, trotzdem die Mutter schon Tage lang kreisst und die kleine Frucht vielleicht schon lange, bald nach dem AVehenbeginne, ab- gestorben ist. Er muss endlich seine Zuflucht zum Perforatorium nehmen und kann noch froh sein, diese Beckenanomalie wenigstens während des Kreissens erkannt zu haben, denn im entgegenge- setzten Falle greift er etwa nach der Zange, mit der er die Ge- burt vergeblich zu beenden trachtet oder im schlimmsten Falle gar das Becken sprengt. Dieses entrollte Bild ist nicht zu düster gehalten. Ich selbst musstc in einigen solchen vernachlässigten Fällen interveniren. Will man die künstliche Frühgeburt bei einer noch bedeuten- deren Verkürzung der Conjugata vera, als die oben angeführten, einleiten, so ist man gezwungen, möglichst bald nach der HO. Woche oder gar noch früher zu interveniren. Die Lcl)ensfähigkeit der Frucht ist aber um diese Zeit herum eine so schwache, dass die Frucht schwer im Stande ist, die für sie trotz ihrer Klemhcit inmierhin doch bedeutenden Schädlichkeiten, welche intra partum auf sie einwirken, zu ertragen, abgeselien davon, dass es nur sehr schwer müglich ist, ein so wenig entwickeltes Kind weiterhin am Leben zu erhalten. Unter solchen Umständen ist es entschieden zweckmässiger, am normalen (o-aviditätsende nach eingetreteneu Wehen zu perforiren oder die Sectio caesarea auszuführen. Bei crsterem Eingriffe, wenn er nicht zu S])ät vorgenommen wird, lei- den die mütterlichen AVeichtheile nicht mehr, als bei eingeleiteter Frühgeburt. Viel häufiger als das allgemein gleichinässig verengte, er- heischt das partiell nur in der Ri chtung der Conjugata vera verj üngte Becken die Unterbrechung der Gravidität. Ohne einen Fehler zu begehen, können wir statt desselben das platte rachitische substituiren, denn das platte nicht rachi- lische Becken zeigt nie jene hochgradigen Verengerungen, welche](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2171700x_0012.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)