Die kunstliche Unterbrechung der Schwangerschaft.
- Kleinwächter, Ludwig, 1839-1906.
- Date:
- 1890
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Credit: Die kunstliche Unterbrechung der Schwangerschaft. Source: Wellcome Collection.
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![begreifliclicrweise den Tod der Fruclit und früher oder spater eine vorzeitige Scliwangerscliaftsunterbrechiing- herbei. In Folge dieser bei den versehiedenen Nierenkrankheiteii auf die Mutter, sowie auf die Fruclit ausstrahlenden Getahren neigt sich die IMehrzahl der Facliniänner, wie Schröder, Löhlein-Hofnieier, Fehling, Flaischlen, Barker u.A. der Ansicht /u , man solle l)ei dauernder Zunahme des Eiweiss- verlustes, sowie ])ei solcher der fettig zerfallenen Zellen im Harne, wenn jede andere Therapie, namentlich die consequente Milchdiät, im Stiche lasse, die künstliche Frühgeburt, eventuell den künst- lichen Abort einleiten, da, wenn die Schwangerschaft kein vor- zeitiges Ende linde, die Prognose für beide Bethciligte eine ent- schieden ungünstige werde. Die Unterl)rechung der Schwanger- schaft solle nicht zu lange nach Auftreten der ersten Krankheits- erscheimmgen vorgenommen werden, nach Hofmeier etwa nach vierwöchentlichem Bestehen des Leidens. Loring und Pooley wollen diese Indication noch dahin erweitern, dass auch schwere Augenkrankheiten, welche den Verlust des Sehvermögens voraussehen lassen, wenn selbe mit einer Nephritis in ursäch- lichem Connexe stehen, die künstliche Schwangerschaftsunter- brechung erheischen. Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschliessen. Die künst- lich herbeigeführte Geburt mit den sie begleitenden Druckstörnngen im grossen Kreislaufe muss einen noch ungünstigeren acuten Ein- fluss auf die Nierenkrankheit ausüben und den Eintritt jener Zwischenfälle, die man befürchtet — üebergang der Schwanger- schaftsniere in chronische Nephritis (Löhlein), Oedeme der Lungen, urämische Zufälle, Blutergüsse in das Placentaro-ewebe u. dcrgl. m. — nur beschleunigen. Warum aus Furcht vor Eintritt eines möglichen Zwischenfalles, der nicht stattfinden nniss, Mass- regeln getroffen werden sollen, welche die Gefahr des Eintrittes dieses Zwischenfalls sicher erhöhen, ist mir unverständlich. Ich halte es für rationeller, unter solchen Umständen für eine yica- riirende Ausscheidung der im Blute zurückgehaltenen Excretions- stoffe zu sorgen, sei es auf dem Wege des Darmcanales, sei es auf jenem der äusseren Decke. Leichte Purgantien, Dunstl)äder, heisse Bäder mit nachfolgenden Einwickluni;en in Kotzen werden diesen Intentionen am besten ent-^prechen. Unterstützen kann man dieses Regime durch Darreichung alkalischer Diuretica und Pflanzensäuren, sowie durch Darreichung von Benzoesäure, wo- durch man vielleicht hoffen kann, das etwa im Blute befindliche kohlensaure Ammoniak unschädlich zu machen. Die consequente Milchdiät wird nebenbei nicht zu unterlassen sein. Nicht vergessen darf man schliesslich, dass die künstliche Schwangerschaftsunter- brechung schon an sich, abgesehen von allen anderen durch sie hervorgerufenen Störungen, eine sehr schwere Complication für das gleichzeitig bestehende Leiden darstellt.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2171700x_0024.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)