Grundriss der geschichte der medicin und des heilenden standes / von Joh. Hermann Bass ... Mit bildnissen in holzschnitt.
- Baas, Joh. Hermann (Johann Hermann), 1838-1909.
- Date:
- 1876
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Credit: Grundriss der geschichte der medicin und des heilenden standes / von Joh. Hermann Bass ... Mit bildnissen in holzschnitt. Source: Wellcome Collection.
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![williger schätzen und tacliten lerne, a])er auch solche, deren Thun in falschem Schimmer zumeist in nächtigen Zeiten fast unheimlich flimmert. Die Geschichte lehrt, wie diese Geister alle die auf den Menschen und in dem Menschen wirkenden Kräfte zu erkennen strebten und zum kleinen Theil auch wirklich erkannten, wue sie sie deuteten und benutzten, wie aber inmitten und trotz des ewigen Strebens und Suchens auch für die Medicin stets und heute noch jenes Wort aus des liebereichsten Menschen Munde seine Geltung hat: „Stückwerk ist all.' unser Erkennen und Thun und unser Schauen wie in einen Spiegel räthselhaft! Nur der Wechsel in den Anschauungen erscheint dabei als das Bleibende und in. keiner Wissenschaft wohl hat der Satz: „Vieles ersteht wieder, was schon gefallen war und es fällt, was jetzt in Ehren steht, je so ausgedehnte Geltung erlangt, als gerade in der Medicin. Entmuthigen darf uns aber diese Wahrnehmung nicht, im Gegentheil anspornen muss sie uns, dass jeder Einzelne, ein Glied des als Daseinsgrund zu betrachtenden Ganzen, im Ge- füge der Augenbhcke, Tage und Jahre sein wie gross oder be- scheiden immer ihm zugemessenes Thun und Können zum Aus- bau der Arbeit von Jahrtausenden reinen Sinns und lauteren Herzens hinzufüge; denn an der Geschichte und in der Gescliichte wirkt gleichermassen Gross und Klein im Dienste jener höchsten Kraft mit ihren für unser Fassungsvermögen an der Materie haftenden und in dieser wirkenden, aber nur zum kleinen Theil erkannten, zum grössten Theil noch ■unerforschten Gesetzen, der Kraft, deren gleichfalls noch nicht erkanntem, wenn auch von Anbeginn der Menschheit viel umfragten Endziele wir lebend und strebend, sterbend und in dämmerndem Scheine trostverheissender Hoffnungen vergehend, anheimgegeben sind. Die Geschichte — also auch die der Medicin — erscheint dem geistigen Auge als eine ungeheure, bald mächtig und rauschend, bald ruhig einherschreitende Welle von Gewordenem und Werdendem mit leuchtenden Bergen und nachttiefen Thälern, deren Weiterschreiten und Zurückreichen in ewige Zeitfernen wir nur dunkel ahnen, nicht fassen können. Eine höchste Macht gibt ihr die Richtung und einzelnen Phasen nach für uns ewig unerforschlichem Plane und Ziele 1 Es steigt die Welle zu taghellen Höhen, die Welle sinkt in finstre Tiefen, die Mensch- heit stets auf ihrem rollenden Ptücken und wogenden Gebreite durch die Jahrhunderte und Jahrtausende weitertragend und vor- und rückw^ärts die Zeiten und Stufen der Menschheitsentwickhmg organisch](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2103526x_0029.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)