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Credit: Gesammelte physiologische Arbeiten / von E. von Cyon. Source: Wellcome Collection.
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![zur ]<]ntwickelung der. bewe2;enc1eu Kräfte oder aber zur Erregung der motorischen Herzganglien. Neuere Arbeiten Hermann'« (in Berlin) Jiaben erwiesen, d.iss die Gegenwart des Sauerstoffs zur Vollziehung der Mnskelcontractionen nicht erforderlich ist; sie haben ausserdem bewiesen, dass die Bildung der Kohlensäure \vähi-end der Zusammenziehuug nicht von einer Oxydation, sondern von einem Spaltungsprocesse gewisser Muskelsubstanzen abhängt. Auf Grundlage seiner zahlreichen Versuche hat Hermann die Hypothese aufgestellt, dass die Kräfteentwickelung während dej- Contraction nicht, wie man bis jetzt annahm, von einer Oxydation abhängt, sondern von einer Sättigung der stärkeren Affinitäten, eine Folge der Spaltung einer chemischen Verbindung, wie z. B. die Wärmeentwickelung während der Spaltung des Zuckeis in Alcohol und Kohlensäure. Ohne mich der Ansicht Hermann's rückhaltslos anzuschliessen, bin ich indessen genöthigt einzuräumen, dass die Experimente, in welchen ich mit Kohlensäure gesättigtes und mit Curare gemischtes Serum ver- wendete, mit den von diesem Physiologen ei-haltenen Resultaten zum Theil im Einklänge stehen. In der That haben wir gesehen, dass das von diesem Serum erfüllte mid auf solche Weise des Sauerstoffs beraubte Herz, sich, wenn auch in unregelmässiger Weise, zusammenzuziehen fort- fährt, d. h. dass, obwohl das Herz unter diesen Bedingungen keine nütz- liche Arbeit leistet, seine peristaltischen Bewegungen dennoch beweisen, dass es bewegende Kräfte zu entwickeln fortfährt. Welcher Ansicht man über den Werth der Hermann'schen Hypo- these auch sein möge, so ist doch durch seine Versuche und durch meine weiter oben erwähnte Beobachtung erwiesen, dass die GegeuAvart des Sauerstoffs zur Hervorbringung der Muskelcontractionen nicht durchaus unerlässlich ist. Es bleibt uns also nichts Anderes übrig als anzunehmen, dass die Gegenwart des Sauerstoffs im Blute zur Erregung der motorischen Herzganglien unerlässlich ist. Sauerstoff-Mangel, oder Anwesenheit von Sauerstoff in ungenügender Menge macht regel- mässige und gleichzeitige Herzcontractionen unmöglich. Meine früheren, den Einfluss der Wärme auf das Herz betreffenden Versuche zeigten, dass jede Steigerung der Temperatur eine Erregung seiner motorischen Ganglien bewirkt. Man kann sich also die Frage vorlegen, ob der Sauerstoff diese Ganglien nicht lediglich dadurch erregt, dass er Wärme erzeugt? Neuen Untersuchungen, welche nicht anders als nach erneuerten Beobachtungen übei- die Rolle der Blutgase werden unternommen werden können, bleibt es vorbehalten diese Frage zu ent- scheiden. Einstweilen haben meine Experimente erwiesen, dass Sauerstoff vor Allem die motorischen Herzganglien erregt, während Kohlensäure in gleicher Weise auf die Hemraungsganglien wirkt. Diese lixperimente sind im Laboratorium dos Herrn Prof. Claude Bernard, im College de France, ausgeführt worden. Ich eigreife diese Gelegenheit, um dem verehrten Meister meinen Daidc für sein mir be- wiesenes Wohlw(dlen sowie für das mir zur Disposition gestellte Material seines Laboratoriums auszusprechen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2150832x_0100.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)