Untersuchung der weiblichen Genitalien und allgemeine gynäkologische Therapie / von R. Chrobak.
- Chrobak, R., 1843-1910.
- Date:
- 1885
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Credit: Untersuchung der weiblichen Genitalien und allgemeine gynäkologische Therapie / von R. Chrobak. Source: Wellcome Collection.
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![verwechselt werden kann. Dage^ren gibt es noch eine Beobachtuntf von Cusco, m welcher die hintere Seite der Urethra eine 1 — 1 V2 Mni im Durchmesser haltende Oeffnung hatte, die zu einem einige Milli- meter tiefen bhnden Sacke, der rudimentären Vagina führte. Das 18 Jahre alte Dienstmädchen hatte ausserdem einen Uterus duplex rudimentarius solidus und eine Hernia ovarialis sinistra, wurde wegen Einklemmung derselben operirt und starb an Peritonitis. Solche Adnexa der Harn- röhre können, durch den hineingepressten Harn dilatirt, die Urethra ver- zerren, erweitern, zu Catarrh führen und meist wird in vita die differen- tielle Diagnose kaum möglich sein. Eine Compression der Höhle, so- bald nachgewiesen ist, dass sie keine weitere OefiPnung nach oben hat, in der von Pouch er angegebenen Weise, dürfte auch hier das beste Mittel sein. §. 32. b) Viel seltener als die Dilatationen der Harnröhre sind beim Weibe die Verengerungen derselben, Stenosis et Strictura urethrae. Als Ur Sachen, denen zugleich die verschiedenen Formen dieser Grestaltsveränderungen entsprechen, haben wir bisher hauptsächlich drei kennen gelernt, nämlich Verletzungen des Septum urethro-vagi- nale, namentlich bei schweren Geburten mit nachfolgenden Narben- bildungen. Hier findet man mehr weniger feste Narbenstränge meist schon im Scheideneingange, aussen unter dem Schambogen oder dicht hinter demselben. So in dem Falle von Scanzoni (1858), wo eine durch gangränöse Colpitis nach Zangenentbindung entstandene Strictur der Urethra 4—5 Linien hinter der Urethralmündung mit dem Finger deutlich als eine knorpelharte Stelle in dem Harnröhrenwulst gefühlt werden konnte, ferner in dem Falle von Gray et, wo der Scheiden- eingang nach einer im Puerperium entstandenen Colpitis durch sehr feste ringförmige Narbenstränge bedeutend verengert und die Narben- masse unter dem Schambogen so callös war, dass sie die Urethi-a fast völlig verschloss. Aehnlicli ist auch der Fall von Ledetsch. Eine weit seltenere Ursache sind Greschwülste in der Harn- röhrenwand, die nur bei geringer Entwickelung das Lumen der Harn- röhre beeinträchtigen, später in der Regel zu einer Erweiterung des- selben führen, wie die Plilebectasien, die Polypen, die vasculären und fibrösen Tumoren (Fall von Th. David, Gaz. des hop. 73. 1870 [s. d.]). — Noch rarer sind als Ursachen der weiblichen Urethralstricturen die Harnröhrenschanker. Scanzoni fand eine solche Strictur bei einer Puella publica 5 Linien hinter der Urethralmündung. Das Lumen war hier so eng, dass eine rabenfederdicke Sonde nur mit Mühe eingeschoben werden konnte. Aehnlich war der Fall von Velpe au und ein Fall von Larcher (in seinen übrigen 3 Fällen war keine Ursache zu ermitteln). Lewin fand unter 612 an Pseudosyphilis behandelten Frauen der Charite in Berlin 6 mit Harnröhrengeschwüren allein und 5 mit Harnröhren- geschwüren und Geschwüren der Labia pudenda. Bouclier constatirte bei einer Patientin, die lange Zeit an Leucorrhoe und Ulcerationen der Muttermundslippen gelitten, von der jedoch nicht gesagt ist, ob sie in- ficirt war, nahe der vordem Mündung der Urethra zwei ziemlich harte verengte Stellen, die mit der sehr kleinen Olive eines dünnen Bougies nur unter Schmerzen passirt werden konnten. — An diese äussern und](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21781801_0778.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)