Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes : zum Gebrauche für Mediciner und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel.
- Neubauer, Carl, 1830-1879.
- Date:
- 1858
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Credit: Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes : zum Gebrauche für Mediciner und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel. Source: Wellcome Collection.
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![lieh die Färb- nnrl Extractivstoffe, wie gern gelit der Harnstoff in külilensaures Amnion über, besonders sobald obige Stoffe ihm zur Seite stehen. Diesen Ursachen ist es sicherlich zuzuschreiben, dass man über das Vorkommen und die Menge des Ammoniaks im normalen Harn noch nicht ganz im Klaren ist. Concentrirt man normalen, sauer reagirenden Harn in einer Retorte bei möglichst niedriger Temperatur, so wird man im übergehenden Destillate im- mer Ammoniak finden ^ während der zurückbleibende concentrirte Harn oft stärker Lacnius röthet wie zuvor. Diese befremdende Er- scheinung lässt sich auf folgende Art erklären: Das im Harn vor- handene saure phosphorsaure Natron wirkt in der Wärme zersetzend auf den Harn- und Farbstoff ein, wodurch sich phosphorsaures Natron-Ammoniak bildet. Dieses Salz hat aber die Eigenschaft, schon bei 100^ Ammoniak abzugeben und sich wieder in saures phosphorsaures Natron zu verwandeln; es w^irkt also, so lange das Verdunsten dauert, auf die genannten Stoffe ein, und der Harn kann daher immer seine saure Reaction behalten, während im Destillat viel Ammoniak ist. Liehig sagt in seiner schönen Arbeit über die Constitution des Harn der Menschen etc. Folgendes über diesen Gegenstand: „Das Ammoniak ist ein Product der Fäulniss stickstoffhaltiger Materie und dürfte als solches nur ein zufälliger ßestand- theil des Thierkörpers und seiner Secrete sein. In Folge von Vorgängen, welche unabhängig von dem Lebensprocessc sich im Organismus vollenden, können natürlich alle Flüssig- keiten im Körper reich an Ammoniak sein. Der gesunde Harn enthält aber nur sehr kleine oder sehr zweifelhafte Spuren von Ammoniak, welche wahrscheinlich schon in der Nahrung sich finden. Der frische Harn entwickelt mit Alka- lien Ammoniak, allein er gibt mit Platinchlorid keinen Nie- derschlag, und die Krystalle, die sich über Nacht in dieser Mischung niederschlagen, zeigen alle Eigenschaften des Ka- liumplatinchlorids. Die im Organismus im gewöhnlichen Zustande sich bildende Ammoniakmenge ist ebenfalls sehr klein, denn sie reicht nichteinmal hin, um die Säuren zuneutrali- siren, von welchen im Harn die saure Reaction herrührt. (?) Liehig sagt ferner, dass das Platinchlorid sich überhaupt nicht zur Bestimmung des Ammoniaks im Harn eigne, da die nie fehlen- den Kalisalze, so wie das Ammoniak, welches sich durch P]inwirkung dieses Reagens auf die organischen Bestandtheile des Harns bildet, es in seiner Anwendung unsicher machen. Diese Ansicht, die auch Lehmann und Scheiter theilen, ist von HeintZj Bäcker^ Boussingaidt, de Vrij etc. zu widerlegen gesucht,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21069074_0079.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)