Lehrbuch der Geburtshülfe / von Dr. R. Olshausen und Dr. J. Veit.
- Olshausen, Robert Michaelis von, 1835-1915.
- Date:
- 1899
Licence: Public Domain Mark
Credit: Lehrbuch der Geburtshülfe / von Dr. R. Olshausen und Dr. J. Veit. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.
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![Nur ganz ausnahmsweise kommt es zu einer Verknöcherung des Cephalhaematoms, indem von dein abgehobenen Periost aus sich neuer Knochen bildet, welcher zuerst als eine dünne, bei Druck knitternde Knochenschale erscheint und nach und nach den ganzen Zwischenraum zwischen Schädeldach und Periost ausfüllt. Vereiterung tritt nur ein nach operativen Eingriffen, bei denen nicht aseptisch verfahren wurde. Alsdann kann es zur Meningitis mit letalem Ausgang kommen. Die Aetiologie ist noch immer strittig. Es ist aber klar, dass zur Entstehuni:' des Cephalhaematom die gewöhnlichen Geburtsvor- gänge und die dadurch hervorgebrachten Circulationsstörungen in den weifdien Bedeckungen des Schädels, wie sie zur Bildung einer Kopfge- schwulst führen, geniigen können und in der Kegel wohl auch genügen. Der beste Beweis hierfür wird dadurch geliefert, dass bei allen sehr grossen Kopfgeschwülsten auch ganz kleine, klinisch nicht erkenn- bare Blutergüsse unter das Periost anatomisch nachweisbar sind. In einzelnen Fällen coneurriren aber noch andere Ursachen, vor Allem solche Vorgänge bei der Geburt, welche eine Loslösung des Periosts vom Knochen durch Druck zur Folge haben — Losschieben vom Schädeldach. Hierauf sind z. Th. die Cephalhaematome bei Beckenendlagenkindern und nach Zangengeburten zu beziehen. Auch ein vorstehendes Promontorium kann ein solches Losschieben des Periosts von seiner Unterlage wohl zur Folge haben. Bei engem Becken kommen Cephalhaematome häutiger vor. Dass die durch Asphyxie bedingten Circulationsstörungen die Entstehung begünstigen machen Spiegelberg und Merttem wahrscheinlich. Auch eine Fissur des Knochens, wie sie bei Sturzgeburten vorkommt, kann ein Cephal- haematom herbeiführen. In solchen Fällen besteht häufig zugleich ein Cephalhaematoma internum, ein Bluterguss zwischen Knochen und dura mater. Die Therapie ist sehr einfach: Bei kleinen Geschwülsten, die sich voraussichtlich schnei] resorbiren, ist eine Behandlung unnöthig. Bei grösseren macht man. nach Rasiren und Desinficiren der die Geschwulst bedeckenden Haut, die Punktion mit einer grösseren Pravaz sehen spritze und bedeckt, nach gänzlicher Entleerung, die Punctionsstelle mit englischem Pflaster und Collodium. Man darf aber nicht \or Ablauf des 10. oder besser des 11. Lebenstagea punetiren, weil Bonst die Blutung aus den noch geöffneten Gefässen reeidiviren kann.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21009351_0976.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)