Dementia paralytica / von A. Hoche.

  • Hoche, Alfred, 1865-1943.
Date:
1912
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Credit: Dementia paralytica / von A. Hoche. Source: Wellcome Collection.

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    Sicherheit geworden war. Daß dadurch die ganze Ätiologie der Paralyse aufgeklart sei, hat schon darum niemand glauben können, weil man lange wußte daß von den syphilitisch infizierten Individuen nur ein gewisser und zwar keineswegs hoher Prozentsatz, der Paralyse verfällt. Den letzten' Ab- schluß in dem historisch sehr bemerkenswerten Werdegang der Ursachen- forschung in der Paralyselehre brachte nun endlich in diesen Jahren die serologische und zytologische Untersuchung, die heute wenigstens zu einem gewissen vorläufigen Abschluß gekommen zu sein scheint. Für unsere Breiten und unsere Verhältnisse, in denen wir mit dem Vorkommen von Lepra Schlafkrankheit und von Framboesie überhaupt so gut wie gar nicht, mit dem von Malaria nur ausnahmsweise und ohne größere diagnostische Schwierigkeiten zu rechnen haben, sind jetzt die sogenannten „vier Reaktionen in ihrer Bedeutung für die Diagnose einer früheren syphilitischen Infektion und des Fortwirkens des syphilitischen Virus im Körper in zahllosen Unter- suchungen sichergestellt worden. Die positive Wassermannsche Reaktion im Blutserum besagt, und das ist zunächst hiebei das Allgemeinste, daß das be- treffende Individuum irgendwie mit Syphilis infiziert worden ist gleichviel ob auf dem Wege der Erblichkeit oder des eigenen Erwerbes, Die Wasser- mannsche Reaktion im Liquor cerebrospinalis ist bei Anwendung geeigneter Methoden bei cerebrospinaler Syphilis und bei Tabes häufig, aber bei pro- gressiver Paralyse immer positiv. Auch die als Phase I-Reaktion bezeichnete Trübung des gesättigten Gemisches des Liquor mit Ammoniumsulfat (Glo- bulin Vermehrung) ist in gleicher Weise bei Paralyse, wie bei Tabes, wie bei zerebrospinaler Syphilis mit wenigen Ausnahmen positiv, ebenso die Ver- mehrung der Lymphozyten. Es ist durch diese Feststellungen mit der in klinischen Fragen überhaupt erreichbaren Sicherheit nunmehr als einwandfrei nachgewiesen zu betrachten, daß von wenigen, verschwindenden, vielleicht durch technische oder noch unbekannte Nebenumstände bewirkten Aus- nahmen abgesehen, in allen Fällen von piogressiver Paralyse der biologische Nachweis der syphilitischen Infektion, ja mehr wie das, der Nachweis ent- weder von Spirochäten im Körper oder, was theoretisch denkbar, des Vor- handenseins irgend welcher chemischer Wirkungen oder Nachwirkungen der- selben möglich ist. Gegenüber der Schwerkraft dieser Beweise besagt das bisher noch immer beobachtete Fehlen von Spirochäten in den eigentlichen Gegenden des paralytischen Krankheitsprozesses im zentralen Nervensystem sehr wenig, da wir uns ja überhaupt nicht vorzustellen haben, daß der Zu- sammenhang der Dinge die unmittelbare Nähe der Krankheitserreger für die erkrankten Gewebe zur Voraussetzung hat. Es ist ohne weiteres? klar, daß wir trotzdem dem Problem der Para- lyseursache nur ein Stück näher gekommen sind, ohne aber den Hauptpunkt vorläufig entscheiden zu können, nämlich den, welche Faktoren es bestimmen, daß von einer großen Zahl syphilitisch Infizierter nur eine kleine Zahl para- lytisch (oder tabisch) erkrankt. Man kann bei dem Suchen nach den mitbestimmenden Faktoren die negativen und die positiven Momente gesondert betrachten, d. h. fest- stellen, welche Arten von Persönlichkeiten oder Rassen nicht erkranken, trotz vorausgehender Syphilis, und welche bei gleicher Voraussetzung mit Vorliebe erkranken. Auf dem Wege der Prüfung der positiven Momente