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Credit: Geschichte der Augenheilkunde. Source: Wellcome Collection.
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![schliessen sich die Mittheilungen von J. A. Schmidt !j über den Gebrauch der Belladonna bei Iritis und die Anwendung dieses Mydriaticums bei Ausziehung des grauen Staars von Paget2), der in einem späteren Berichte3) erklärt, dass er sich dieser Methode seit dem Jahre 1801 immer bedient habe. — Himly's Empfehlung von Mydriaticis bezog sich, wie bemerkt, vorzugsweise auf Hyos- cyamus; Emil Aug. Ehlers, einer seiner Schüler, hatte die kleine Schrift Himly's ins Französische übersetzt4) und dabei, irrthümlich oder absichtlich, statt Hyoscyamus immer Belladonna genannt, und so wandte sich, wie bereits früher in England, so jetzt in Frankreich die Aufmerksamkeit der Augenärzte der mydriatischen Wirkungsweise der Belladonna zu, welche denn auch alsbald von Demours5), Dubois, Dupuytren u. A. nicht nur bei der Extraction der Katarakt, sondern auch bei der Keratonyxis in Anwendung gezogen wurde, hier übrigens weniger als in England, Aufnahme fand, wo nach dem Vorgange von Saunders 6), andere Augenärzte, wie Ware7), Adams8), Wishart9) u. A. sich des Mittels so- wohl bei der Extraction, wie bei der Discission bedienten; auch aus Italien liegen aus jener Zeit einige Mittheilungen über die Anwendung der Mydriatica bei Katarakt-Operation, so u. A. von Baratta 10) vor. — Die Sache trat übrigens in ein neues Stadium mit der Darstellung der narcotischen Alkaloide, speciell des Hyoscyamin und Atropin durch Bunge und Brandes, welche nun an Stelle der Pflanzen-Extracte von Beisinger11) in die ophthalmiatrische Praxis eingeführt wurden, übrigens erst einige Decennien später und zwar namentlich durch die Bemühungen von Wilde 12) und Cunier 13) allgemeinen Eingang in dieselbe ge- funden haben. Eine vollständige Beform in der Katarakt-Extraction hat erst Gräfe mit dem von ihm zuerst methodisch geübten Linearschnilte herbeigeführt. Die Geschichte der Heilkunde ist ihm die Anerkennung schuldig, dass er mit den auf die Aus- führung dieser Operationsmethode hingerichteten Untersuchungen eine neue Aera in der ophthalmiatrischen Technik inaugurirt hat, aber sie darf auch nicht uner- wähnt lassen, dass auch diese, wie jede grosse Erfindung, nicht unvorbereitet erfolgt ist, dass Gräfe mit Daviel und anderen hervorragenden Geislern eben den Buhm theilt, vereinzelte voraufgegangene Beobachtungen anderer Aerzte in der genialsten Weise für die Herbeiführung eines grossen, entscheidenden Fort- schrittes in der Wissenschaft benutzt zu haben. — Schon im vergangenen Jahr- 1) Vergl. oben S. 451. &) London med. and phys. Journ. 1801, VI. p. 352. 3) Edinb. med. and surg. Journ. 1813, IX. p. 279. 4) De la paralysie de l'iris, occasionnee par une application locale de la belladonne et de son utilite dans le traitement de diverses maladies des yeux. Paris An X. (1802) ed. 2. Altona 1803. Auf dem Titelblatte dieser 2. Aufl. heisst es nicht »de la belladonne«, sondern »de la jusqutame«. 5) Sedillot's Journ. de M<5d. An XII. Tom. XXXVIII. p. 285, 387. 6] Treatise etc. Lond. 1811, p. 83. 7j On the Operation of largely puncturing the capsule of the cryst. humour etc. Lon- don 1812. 8; Pract. observ. on ectropium etc. Lond. 1812. 9) 1. c. p. 1. 10) Osservaz. sulle princip. malattie degü occhi. Miiano 1818, I. p. 139. 11) Baier. Anna!, für Abliandl. . . aus dem Geb. der Chir. Sulzb. 1824, auch in Salzb. med.-chir. Ztg. 1825, No. 14. I. S. 237. 12) Dubl. quart. Journ. of med. Sc. 1846, II. p. 553. <3) Annal. d'oculist. 1847 Janv., XVII. p. 25.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2101999x_0293.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)