Licence: Public Domain Mark
Credit: Geschichte der Augenheilkunde. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.
297/336 (page 519)
![§ 122. Bezüglich anderweitiger Erkrankungen des Linsensystems ist hier noch auf die zuerst von Huily1) erwähnte spontane Luxation der Linse hinzuweisen. Eine sehr vollständige Sammlung aller im Laufe dieses Jahrhun- derts gemachten Beobachtungen dieser Krankheit mit Hinzufügung einiger von Chelils beobachteten Fälle hat Gebhardt2) gegeben; die ersten gründlichen Untersuchungen über diesen Gegenstand haben Sichel3) und Pilz4) angestellt. § 123. Die Lehre von den aus Refractions- und Accommodations- anomalien hervorgehenden Sehstörungen hat innerhalb der ersten Decennien dieses Jahrhunderts nur geringfügige Fortschritte gemacht. — Es erklärt sich dies aus dem Umstände, class die mathematisch-physikalische Behandlung optischer Fragen, und darunter auch solcher, welche pathologische Objecte betrafen, fast ausschliesslich den Physikern von Fach zufielen, da nur der kleinste Theil der Physiologen oder gar^der Ophthalmologen sich der Lösung dieser Fragen auf mathematischem und physikalischem Wege gewachsen zeigte, die Kenntniss der Refractions- und Accommodationsvorgänge zudem an sich noch eine sehr rudi- mentäre, man selbst darüber nicht im Klaren war, auf welchen Vorgängen im Auge die Accommodation überhaupt beruhe, ja nicht einmal darüber sicher zu urlheilen vermochte, welche Phänomene beim Sehacte als Refractions-, welche als Accommodationserscheinungen anzusehen wären. — Erst die klassischen Arbeiten von Helmholtz, dem Schöpfer der physiologischen Optik, haben über diese Verhältnisse ein helles Licht geworfen und die ersten Früchte dieser Auf- klärung treten uns in den Epoche machenden Leistungen von Donders in der Lehre von den Refractions- und Accommodations-Anomalien entgegen, die eben erst der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts angehören und den neuesten, gross- artigen Umschwung auf diesem, überaus wichtigen Gebiete der Ophthalmologie herbeigeführt haben. Allerdings hatte schon Richter bei Besprechung der Myopie und Pres- byopie darauf aufmerksam gemacht5), dass nächst Anomalien in der Form des Bulbus und in den brechenden Medien des Auges, welche Fehler in der Refraction zur Folge haben, auch fehlerhafte Zustände in der Accommodation Veranlassung zu Sehstörungen geben können, allein weder er, noch seine Nach- folger waren im Stande, diesen Gedanken weiter auszuführen, einzelne gaben ihn vollständig auf und verharrten wesentlich auf dem Standpunkte, auf welchem die einsichtsvollen Augenärzte des 18. Jahrhunderts die Lehre von der Myopie und Presbyopie gelassen hatten. So erklärte Beer6), der übrigens eine gute Schilderung der sinnfälligsten Symptome dieser beiden Sehstörungen gegeben hat, bezüglich der bei Myopie vorkommenden Anomalien, dass dieselben theils in zu starker Wölbung der Hornhaut oder der vorderen Hälfte des Krystalls. theils in einem hypertrophischem Zustande des Glaskörpers, sodann in einem ge- steigerten Turgor vitalis, oder in einer besonderen Dichtigkeit der Hornhaut oder 1) Loder's Journ. f. Chir. 1797, I. S. 402 und Ophthalm. Bibl. 1803, I. S. 105. 2 Heidelb. med. Annal. 1843, IX. S. 188. :t Hamb. Ztschr. für die ges. Med. 1846, XXXIII. S. 280, 409. 41 Prager Viertel], f. Hlkde. 1850, I. S. 12-2.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2101999x_0297.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)