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Credit: Geschichte der Augenheilkunde. Source: Wellcome Collection.
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![welchem diese Operationsmethode specicll indicirl erscheine, der Vorschlag von dem genialsten Chirurgen jener Zeit, von Dieffenbach, aufgenommen und durch- geführt, und nach ihm alsbald mit Enthusiasmus weiter verfolgt wurde. — Es hat selbstverständlich nicht an Prioritäts-Ansprüchen auf die Ehre sowohl der ersten Ausfuhrung, wie der Erfindung der Operation gefehlt. In erster Be- ziehung reclamirte Cimer für Glerix die Anerkennung, schon vor Diiii knhaoh die Myotomie bei Strabismus gemacht zu haben: eine Vergleichung des Datums, an welchem beide die erste derartige Operation ausführten, spricht zu Gunsten Diefpenbach's, dessen Bericht1) über dieselbe aus dem Anfange des Monats October1839 datirt. und dem auch zwei Landsleute Gubrin's, Phillips2] und Baubbns3), in dieser Beziehung gerecht geworden sind. — Ebenso wenig aber ist man berechtigt, Stromeyer die Ehre der Erfindung dieser Operation streitig zu machen. Es steht allerdings unzweifelhaft fest, dass Taylor schon im 18. Jahr- hunderte ein solches Verfahren in Vorschlag gebracht hatte; ferner theflt Atwei.i. in einer interessanten Notiz mit4), dass Ingalls, Prof. der Chirurgie in Boston, ihm, der selbst an Strabismus litt, im Jahre I8I2, und zwar auf ana- tomische Untersuchungen und Experimenten an Leichen gestützt, den Vorschlag einer Operation vermittelst Durchschneidung des Muscul. rect. intern, gemacht habe; endlich liegt die Erklärung eines Anonymus vor5), dass Gensoll in Lyon schon im Jahre 1836 die Idee, den Strabismus durch Myotomie zu beseitigen gefasst und im Jahre 1838 während seines Aufenthaltes in Berlin des von ihm erdachten Operationsverfahrens gegen Dieffenbach Erwähnung gethan habe. — Alles dies, vorausgesetzt, dass die letzte Mittheilung überhaupt Vertrauen ver- dient, schmälert das Verdienst Stromeyer's in keiner Weise; er war eben der Erste, der die Lehre von der Muskel- und Sehnendurchschneidung überhaupt als ein technisches Verfahren in die Heilkunde eingeführt, den Werth desselben wissenschaftlich begründet hat, und daher muss er als der Erlinder einer Methode angesehen und geschätzt werden, welcher alsbald ein hervorragender Platz in der operativen Chirurgie eingeräumt worden ist. — Bezüglich der Schicksale, welche die Muskel-, resp. Sehnen-Durchschneidung in der Therapie des Strabis- mus später erfahren hat, darf ich mich auf die in diesem Handbuche Bd. 111. S. 395 und Bd. VI. S. lii mitgetheilten Daten beziehen. Erwähnenswerth dürfte hier noch, vom historischen Standpunkte, die Thatsache sein, dass Ca- 1, Med. Ztg. des Vereins für Illkde. in Preussen 1839, No. 46. 2 Du strabisme. Par. 184t, p. 4. 3, Lecons sur le strabisme. Par. 1841. 4] Philad. med. Examiner 1841, Febr. 20. Ich tlieile diese interessante, bisher, wie es scheint, unbekannt gebliebene Notiz wörtlich mit: »In the year 1812 — 13, I attended courses of surgical and anatomical lectures delivered before the Medical School of Brown University, liy William Ingalls, than the professor of Anatomy and Surgery in that Institution; being sub- ject myself to this infirmaty (Strabismus), Dr. Ingalls took frequent opportunities to explain to me the method of its surgical eure; he did this by dissection of the eye itself, explanation of the power and disposition of the several muscles appertaining to that organ , and showed me liuw. by a division of one or more of them , the eye might be brought to its proper place. In my own casc I know he proposed to divido the rectus internus. So strongly was I impressed with the practieability and success of this Operation, that I strongly urged my father to permil me to submit to the Operation; but upon the nature of the Operation being explained to bim, he declined the permission , because he feared the effect might be to turn the eye the other way.« 5 Annal. d'oeulist. 1840 IV. Janv.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2101999x_0310.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)