Die Projektion der radialen und ulnaren Gefühlsfelder auf die postzentralen und parietalen Grosshirnwindungen / von L.J.J. Muskens.
- Muskens, Louis Jacob Josef, 1872-1937.
- Date:
- 1912
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Credit: Die Projektion der radialen und ulnaren Gefühlsfelder auf die postzentralen und parietalen Grosshirnwindungen / von L.J.J. Muskens. Source: Wellcome Collection.
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![denen Gefühlseigenschaften nicht parallel laufen, und es war deutlich geworden, daß hinsichtlich der zerebralen Gefühlsstörungen weder die verschiedenen Körper- teile noch die verschiedenen Gefühlsqualitäten in einen Topf geworfen werden konnten. Daß die verschiedenen Gefühlsstörungen absonderlich auftreten können, hatte schon Hoffmann (6) im Jahre 1884 wahrgenommen, und es war v. Monakow (7) nicht entgangen, daß so oft dann, wenn die anderen Gefühlsqualitäten ungestört geblieben waren, doch der stereognostische Sinn, der mit dem Muskelgefühl so eng zusammenhängt, gelitten hatte. Nothnagel und Redlich hatten die Wahrnehmung gemacht, daß bei Affektion der parietalen Windungen öfter als anderswo dieser stereognostische Sinn gelitten hatte. Alle Untersucher waren sich darüber einig, daß die Gefühlsstörungen bei Gehirnleiden hauptsächlich an den Enden der Glieder gefunden werden, und daß diese Störungen erst zuletzt gehoben werden, z. B. beim Ausheilen einer Hemiplegie. Ein neuer Impuls, der die Tätigkeit der Untersucher auf diesem Gebiete reizte, kam mit den Untersuchungen Grünbaum’s und Sherrington’s (8), die auf Grund von Versuchen, welche bei höheren Affen vorgenommen worden waren, zu der Meinung kamen, daß die motorischen Reaktionen mehr und ausschließlich von den vor der zentralen Gehirnfurche gelegenen Teilen hervorzurufen wären. Schon lange zuvor war Edinger (9) nach der Untersuchung des Gehirns einer Person, der bereits vor der Geburt infolge eines Krankheitsprozesses ein Arm amputiert worden war, zu der Ansicht gekommen, daß die konstatierten Defekte in der Zahl der Zellen der vorderen und hinteren zentralen Windungen die Folge jener Verstümmelung waren, und es war von ihm und anderen die Vermutung ' geäußert worden, daß die postzentrale Windung ganz besonders für das Körper- gefühl Bedeutung habe. Von Probst und anderen (Roussy [10]) wurde auch wahrgenommen, daß kortikopetale Thalamusfasern mehr nach den post- als nach den präzentralen Windungen liefen. Henschen’s (11) und Long’s(12) Schluß- folgerung, daß ausschließlich die postzentrale Windung Endstation der Gefühls- bahnen sei, war jedoch etwas voreilig. Bald sollten Brodmann’s und Campbell’s Untersuchungen, die sich auf ein genaues Studium der verschiedenen Zellenschichten in normalen Gehirnen er- streckten, die Überzeugung stützen, daß ganz gewiß ein schärferes Lokalisieren der motorischen und sensiblen Funktionen dieser Gegend innerhalb des Bereiches der Möglichkeit liegen könne. Während im allgemeinen aus dieser Zeit die ersten Versuche datieren, durch genaue Bestimmung der Begrenzung der Gefühls- störungen eine festere Grundlage in dieser Hinsicht für die Diagnostik neuro- logischer Affektionen zu gewinnen, war man zu gleicher Zeit über die alte Frage nach der Natur der motorischen Felder der Gehirnrinde zu einiger Überein- stimmung gekommen. Man sah ein, daß die alte Lehre, die von Fritsch, Hitzig und Ferrier vertreten wurde (die Lehre von der rein motorischen Natur der reizbaren Teile der Gehirnrinde in der Gegend der zentralen Windungen), nicht zu halten sei gegenüber der von Schiff, Munk und Bastian aufgestellten Lehre von der senso-motorischen Gehirnrindenfunktion. Diese Untersucher hatten](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22447702_0005.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)





