Die Projektion der radialen und ulnaren Gefühlsfelder auf die postzentralen und parietalen Grosshirnwindungen / von L.J.J. Muskens.
- Muskens, Louis Jacob Josef, 1872-1937.
- Date:
- 1912
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Credit: Die Projektion der radialen und ulnaren Gefühlsfelder auf die postzentralen und parietalen Grosshirnwindungen / von L.J.J. Muskens. Source: Wellcome Collection.
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![vou Anfang an darauf hingewieseu, daß so etwas wie eine ausschließliche motorische Funktion eiues Hirnriudenzentrums ein physiologisches Unding sei, und daß in jedem Falle ein solches Zentrum zugleich Empfangsstation sein müsse für die von anderswo kommenden Projektions- und Assoziatio ns fasern. Von italienischen Neurologen hauptsächlich war die Lehre aufgestellt worden, daß in diesen wichtigen Teilen der Rinde sensitive und motorische Funktionen gleichsam aufeinander superponiert seien, und sie hatten damit also die sensitivo- motorische Natur dieser Rindenfelder gekennzeichnet (Tamburini, Luciani, Tripier, Seppilli, Mütt). Mit dieser letzteren, allmählich mehr Anhänger gewinnenden Lehre achtete man ebenfalls die Möglichkeit einer mehr oder weniger scharf lokalisierten Vertretung der Hautoberfläche auf der Rinde durchaus nicht in Streit. Dabei nahm man zu der Zeit an, daß die Projektion der Gefühlseindrücke eines bestimmten Körperteiles sich decke mit den motorischen Feldern dieser Gegend. Da nun ungefähr um diese Zeit die Kenntnis der Segmentinnervation der Haut anfing Gemeingut zu werden, lag es auf der Hand, daß man aufmerksam wurde auf die Tatsache, daß Gefühlsstörungen bei einer ganz bestimmt als spinale Erkrankung erkannten Krankheit, wie Tabes, uud Gefühlsstörungeu, die bei zweifellos vorhandener Hirnkrankheit gefunden wurden, was ihre Ausbreitung betrifft, einen gewissen Vergleich zulassen. Denn nach den Untersuchungen Laehr’s, Oulmont’s, Frenkel’s, Patrick’s (13) u. a. konnte es nicht mehr bezweifelt werden, daß es die distal von der Richtungslinie gelegenen Haut- segmente sind, die zuerst und am stärksten die Analgesien und Anästhesien bei Tabes aufweisen. Andererseits waren bereits hier und da in der Literatur Fälle mitgeteilt worden (Bramwell [14], Wichura [15], Horsley[16], Starr und Mac Burney [17], Gray [18], Thomas [19], Ramson [20], Laycock [21], Schüller [22], Klien[23], Bonhoeeeer [24]), in denen nach einer örtlichen Gehirnverwundung ausschließlich an der ulnaren oder radialen Seite der Hand Gefühlsstörungen auftraten. Geht man den Details dieser Fälle nach, so fällt einem sofort auf, wie oft hierbei Schädel- und Gehirnverwunduugen vorkamen, die in einer antero-posterioren Richtung verliefen. Ganz unabhängig nun von diesen Beobachtungen wurde vou mir 1901 auf Grund eines Falles bestimmt zerebraler Affektion (soweit mir bekannt, war dies das erste Mal1) die Vermutung ausgesprochen, daß in der Gehirnrinde die Pro- jektion der Hautoberfläche nach einem segmentalen Prinzip zustande komme. Bevor dieses Problem jedoch zu einer „Frage“, wie die Deutschen sagen, ge- worden war, mußte noch viel, viel mehr Tatsachenmaterial zusammengetragen werden. 6 Jahre verliefen, bis Benedict (25) bei der Besprechung der Aus- dehnung vou Gefühlsstöruugen bei Arteriosklerose der Gehirngefäße an die Aus- dehnung der Gefühlsfelder erinnerte, wie sie früher von mir und in etwas jüugerer Zeit von Maes uud Claude (26) bei genuinen Epileptikern festgestellt worden 1 Nederlandsok Tydachrift voor Geneeskunde. 1901. 8. 530 u. Archiv f. Payeh. u. Nervenkrankk. XXXVI. H. 2.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22447702_0006.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)





