Angewandte Pflanzenanatomie : ein Handbuch zur Studium des anatomischen Baues der in der Pharmacie, den Gewerben, der Landwirthschaft und dem Haushalte benutzten pflanzlichen Rohstoffe / [Alexander Tschirch].
- Tschirch, A. (Alexander), 1856-1939.
- Date:
- 1889
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Credit: Angewandte Pflanzenanatomie : ein Handbuch zur Studium des anatomischen Baues der in der Pharmacie, den Gewerben, der Landwirthschaft und dem Haushalte benutzten pflanzlichen Rohstoffe / [Alexander Tschirch]. Source: Wellcome Collection.
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![Gruppen von mechanischen Elementen ab, die die von mir als „Nesterbildung “ ') charaktei islrte Erscheinung darbieten, d. h. rundliche oder längliche, sich leicht aus dem Gewebeverl)ande lösende, in scharfer Contur sich gegen Markstrahlen und Phloemparenchym absetzende Gru])pen bilden. Diese Nester bestehen aus Brachysclereiden und Bastzellen. Secretbehälter fehlen. Die Markstrahlen sind ein- oder mehrreihig. In ihnen nimmt die Harz- bildung ihren Anfang. Verfolgt man dieselbe nämlich entwicklungsgeschichtlich, d. h. unter- sucht man zunächst jugendliche Rindenstücke, so sieht man, wie in den Markstrahlen zu- nächst im Inhalt der Zellen ein bräunlicher Körper auftritt und erst dann die Zellmembranen der Verharzung anheimfallen. Nach und nach schreitet dieselbe weiter fort, erfasst das umgebende Phloemparenchym und endlich sogar Bastzellen und Sclereiden. Besomiers an letzteren kann man, wenn der Schnitt zuvor mit Alkohol und verdünntem Kali behandelt wurde, sehr schön alle Stadien der Auflösung erkennen (Fig. 59t)). Zuerst tritt die Schichtung deutlich hervor, dann sondern sich die Schichten schalenartig und von Aussen nach Innen her erfolgt die Auflösung. Da die Auflösung immer nur an der dem lysigenen Harzcanal zugekehrten Seite erfolgt, so geht daraus hervor, dass auch hier die Auflösung der Membranen in Harz keine Erscheinung ist, die der Membran selbst eigen ist, sondern eine Er.scheinung, die unter dem Einflüsse von in dem lysigenen Canal enthaltenen und wohl zunächst in den Markstrahleuzellen gebildeten lösenden Agentien erfolgt. Wenn dem nicht so wäre, so würde nicht einzusehen sein, warum die Auflösung nicht gleichmässig an allen Zellen ringsum und an beliebigen Stellen der Ele- mente erfolgen sollte. Thatsächlich schreitet die Auflösung aber von dem lysigenen Canale aus in centrifugaler Richtung fort. So entstehen im Innern der Rinde grosse lysigene Canäle. In einigen Fällen sah ich auch die Verharzung von dem Phloemparenchym ausgehen. Der Holzkörper wird gebildet von sehr zahlreichen, meist 65—100 Mik. weiten, oft zu Gruppen vereinigten, getüpfelten Gefässen mit schwach radial-schief gestellten, sehr oft nicht pertorirten, sondern sogar breit leiterförmig verdickten Querwänden (gefässartige Tracheiden), nicht eben stark verdickten Libriförmzellen mit linksschiefen Tüpfeln und wenig stark- getüpfeltem, stärkeführendem Holzparenchym. Die Markstrahlen sind ein- oder mehrreihig. Wenn in der Rinde die Verharzung stark ist, wird auch der Holzkörper in Mitleidenschaft gezogen. Die Verharzung beginnt auch hier in den Markstrahlzellen. Auch hier tritt zuerst ein bräunlicher (?) Körper im Inhalte auf, dann verharzen die Membranen, und ist erst der lysigene Canal gebildet, so fallen der Verharzung auch die umgebenden Elemente, Gefässe, Libriform und Holzparenchym anheim. Auch Wiesnkr bemerkt in seinen mikroskopischen Untersuchungen (1872) S. 90: dass „an der Bildung des Benzoeharzes verschiedene Grwebe sowohl des Rinden- als des Holzkörpers Antheil nehmen“. Bei älteren Rindenstücken ist oft die ganze Rindenmasse von Harz durchsetzt, eine Erscheinung, die ich bei Holzstücken nicht beobachtete. Die Benzoe scheint also vorwiegend in der secundären Rinde zu entstehen. Vergleicht man die sämmtlichen bei Äbies, Thuja, Gopaifera, Dip- terocarpus, Eperua und Styrax beobachteten Erscheinungen mit einander, so springt eine gemeinsame Eigenthümlichkeit sofort in’s Auge. Es tritt zunächst in den Zellen, bei denen die Bildung des Canals anheht, eine Vermehrung des Inhaltes ein, bei den im frischen Zustande untersuchten Pflanzen war Stärke und Plasma. bei dem Herbar- und Drogenmaterial deutlich nur letzteres nach zu weisen. Dann erscheinen bei allen Oeltröpfchen bez. Harzkörnchen und erst jetzt beginnt die Membranmetamorphose, Es ergibt sich hieraus, dass wir letztere erst als eine Folgeerscheimxng der Harzbildung zu betrachten haben. Nichtsdestoweniger geht jedoch aus den mitgetheilten Untersuchungen hervor, dass die Membran, die verholzte und die unverholzte, in Harz übergeführt zu werden vermag, denn der fertige Inhalt der Harzgänge der übrigen Pflanzen zeigt keine Spur mehr von Zellstoff- oder Ligninreaction. Betrachtet man die Art der Auflösung der Membranen in ihrem Verlaufe, so gewinnt die Vorstellung Wahrscheinlichkeit, dass in der Initial- harzzelle schon, mehr noch in dem Harzcanale, ein Körper gebildet wird, der die Ueberfilhrung der Membran in Harz bewirkt. Welcher Art dieser Körper ist, ist an frischem Material festzustellen. Jedenfalls — das geht aus dem ganzen Verlaufe des Auflösungsprocesses zweifellos hervor — ist die Ueberführung der Membran in Harz kein Process, der von der Membran selb.st ausgeht, wie die Gummischleimbildung des Tra- ‘) Pkingsheim’s Jalirb. XVI, S. 333.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28122288_0544.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)