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Credit: Die lehre von dem nervensystem und den sinnesorganen. Source: Wellcome Collection.
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![auch hier würde wieder mit Auswald zu verfahren sein, da keineswegs alle Gebiete der grauen Substanz der Grosshirn-Hemisphären einander gleichwertig «.der proportional gross sind und sein müssen. Die einzelnen Territorien der Grosshirnrinde sind, wie wir wissen, in ihren Funktionen sehr ungleich. Aber .imh nicht allein das Gewicht dieser grauen Massen kann entscheidend sein, sondern es ist klar, dass der feinere Bau und dass auch chemische Verhältnisse doch sehr wesentlich mit in Betracht kommen, und dass bedeutende individuelle Verschiedenheiten sich in denselben ausprägen können. Eine Thurrnuhr, wie rin grober Vergleich lautet, muss nicht notwendigerweise besser gehen, als eine Taschenuhr. Und so lässt es sich auch sehr wohl begreifen, dass das gesammte Ilirngewicht bedeutender Talente verhältnissmässig ein niedriges war und um das Durchschnittsmittel schwankte. Aber auch die Kehrseite ist zu beachten. Es wird uns schwerlich einfallen können, mit Jenen übereinzustimmen, welche der Ansicht sind, dass eine Ameise oder ein Orang sehr wohl dazu befähigt seien, im stillen Walde Kubikwurzeln auszuziehen und über kosmogonische Probleme nachzudenken. Die Anhänger dieser Meinung, die nicht allzu selten sind, geben als Grund für dieselbe an, dass Niemand wissen könne, was jene Thiere denken. Dieser Grund er innert lebhaft an die Satire eines unserer Dichter, welche den Affen, entsprechend dem Glauben der Eingeborenen nachsagt, dass sie sehr wohl reden könnten, wenn sie wollten, aber dass sie zu klug seien, es zu zeigen. Denn wenn die Menschen in Erfahrung bringen würden, dass die Affen reden und Alles ebenso gut besorgen könnten wie die Menschen, so würden sie gezwungen werden, eben so viel zu arbeiten als die Menschen; was den Affen aber nicht behage. Es könnte ferner mit Recht auffallen, wie es kommt, dass trotz einer starken, seit Jahrtausenden dauernden Auslese, welche das Schlechtere und Schwächere dem Untergange anheimfallen lässt zu Gunsten des besser Ausgerüsteten, und diesem zum Siege verhilft, anscheinend dennoch so viele dürftig ausgestattete Gehirne das Licht der Welt erblicken und sich des Lichtes der Welt erfreuen. Man sollte ja erwarten, es müsse endlich einmal die Zeit kommen, in welcher lauter vorzüglich ausgestattete Eltern ebensolche Kinder in das Dasein rufen, und die Menschheit einzig aus bevorzugten Wesen bestehen werde. Denkt man über die Gründe nach, woher die so auffallende und schwerwiegende Thatsache rühren möge, dass das Gegentheil der Fall ist, so lassen sich mehrere erklärende Umstände namhaft machen. Sie sind darin enthalten, dass 1) offenbar für die Natur selbst es eine ungeheure Aufgabe ist, ein so wunderbares Gebilde, wie das menschliche Gehirn in grosser Vollkommenheit allzu häufig hervorzubringen; 2) dass viele vorzüglich ausgestattete Köpfe erfahrungsgemäss frühzeitig zu Grunde gehen, indem sie Gefahren stärker ausgesetzt zu sein scheinen; und 3) dass der Culturstaat alle seine Kinder in gleicher Weise schlitzt und erhält, während in rauheren Zeitaltern dürftig ausgestattete und schwache Wesen leichter der un- mittelbaren Ausrottung verfallen waren [Broca]. Gewichtsbestimmungen einzelner Hauptabschnitte des Gehirns hat schon Huschke vorgenommen. Er durchschnitt den Gehirnstamm vor der Brücke und wog beide ungleich grossen Hälften. Er fand, dass bei Neugebornen die vordere Hälfte verhältnissmässig schwerer war, als bei Erwachsenen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21209947_0080.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)