Die Philosophie des Islam in ihren Beziehungen zu den philosophischen Weltanschauungen des westlichen Orients / von Max Horten ; mit einer Darstellung von Muhammeds Himmelfahrt nach einer Miniatur des 15. Jahrhunderts.
- Max Horten
- Date:
- 1924
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Credit: Die Philosophie des Islam in ihren Beziehungen zu den philosophischen Weltanschauungen des westlichen Orients / von Max Horten ; mit einer Darstellung von Muhammeds Himmelfahrt nach einer Miniatur des 15. Jahrhunderts. Source: Wellcome Collection.
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![rS.MMERKÜXGEN in einer materialistisch-positivistischen oder skeptischen Zeit gelten sie als Phrasenhelden, in einer zugleich vornehm und ästhetisch emp¬ findenden als Gedankendichter, in einer abstrakt spekulierenden als die Erschauer der letzten Weltgeheimnisse — ahes dies mit relativer Berechtigung, aber ein ernsthaft wissenschaftliches Werk sollte sich mit derartigen Kleinigkeitsfragen und Subjektivismen nicht allzusehr belasten, sich wenigstens nicht nach diesen Relativitäten wie nach Leitsternen richten, sondern nur nach dem objektiven Bestände der zu erfassenden Geisteskuitur fragen. — Dann finden wir in der Ueber- zeugungswelt des Orientes als Grundtatsache die Ansicht: die letzten metaphysischen Erkenntnisse sind die Gipfelstufe alles mensch¬ lichen Wissens. Eine exakte Darstellung hat diese Tatsache zugrunde zu legen. Daß es sich in der Diskussion über Dasein = D. und Wesenheit = W. nicht um ,,Worte“ handelt, sondern um Begriffe und letzte Grundlagen der Weltanschauung, wird vielleicht Außenstehenden mit Hilfe klarer, symbolisch übersichtlich gemachter Gegenüberstellungen der sich be¬ kämpfenden Lehren näher gerückt: I. = Individualität. r|; bedeutet: ungleich, divers, zu verschiedenen Gattungen gehörig, = : gleich. Färäbis Lösung: D. = 1. W. Siräzis Lösung: D. = W. mit 1. öilis Lösung: D. dz L; D. = W. Die mystisch-brahnianische Lösung: D. = W.; D. i]:: 1. Die Lösung der Lichtlehre: D. = W.; I. D. Wollte man die Systeme analytisch betrachten, bis in ihre letzten Voraussetzungen hinabsteigend, wie dies ja die selbstverständliche ideale Forderung der Wissenschaft wäre, so müßte man in jedem zu¬ nächst die Lehre von W. und D. feststellen; denn darin ist die Grund¬ einstellung gegeben, nach der die Erscheinungswelt zum Ursein in Beziehung gesetzt wird, und dies ist schließlich der letzte Sinn jeder Philosophie! Die Lösung aus der Lichtlehre nähert sich der Platons: in der Licht¬ welt bestehen (im Urlichte und in der ersten Lichtmanifestation, dem Logos) die Wesenheiten der Dinge wie Gestalten des Wahrhaft-Seienden und sie sind selbst deshalb wahrhaft seiend: D. = W. Dort sind sie aber allgemein, abstrakt. Die Individuation muß hinzukommen. Sie ist mit der W. verglichen etwas anderes: W. 4^ I. Das Körperliche tritt bei der Konkretisierung und Zusammenziehung der We.senheiten auf, ist gleichsam eine Verkleidung der ,,wahrhaft seienden“ W. Wie nahe der Doketismus eines Halläg und der Manifestationslehre diesen Ideen steht, liegt auf der Hand. Die islamisch-brahmanische Lösung ist diesem wesensverwandt. In der Urwesenheit, haqiqa, sind die Wesenheiten aller Dinge enthalten, aber unbestimmt, unindividualisiert, noch nicht als bestimmte gegen¬ einander abgegrenzt: D. = W. Dann treten die Individuationsprinzipien hinzu und lassen die Welt der realen Dinge, die Maya-Welt, in die Erscheinung treten: 1. D. Die Mystiker kennen ein persönliches Glück nach dem Tode. Nach dem Eintreten des Nirvana leben wir als Wesenheiten im Lfrsein weiter, nachdem wir die Individualität verloren haben; denn 1. ist von D. trennbar, und wir kommen wieder zu unserem wahren Sein, das der W. wesenhaft eigen ist: W. = D. Die Welt, wo die W. ohne 1. bestehen, ist der Logos = Marduk, der den Sinn = W. jedes Dinges kennt.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29827942_0343.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)