Allgemeine geographische Meteorologie : oder Versuch einer uebersichtlichen Darlegung des Systems der Erd-Meteoration in ihrer klimatischen Bedeutung / von A. Mühry.
- Adolf Mühry
- Date:
- 1860
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Credit: Allgemeine geographische Meteorologie : oder Versuch einer uebersichtlichen Darlegung des Systems der Erd-Meteoration in ihrer klimatischen Bedeutung / von A. Mühry. Source: Wellcome Collection.
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![N. 24. (S. 160.) Die Wind- und Eegen-Verhältnisse in Nord- Afrika sind so verwickelt, dass es nöthig ist, sie in einer besonderen Uebersieht sich klar vorzustellen. — Längs der Nordkuste von Afrika etwa bei 28 N., verläuft die südliche Grenze des subtropischen Gürtels, also in dem nördlich davon liegenden Theile kommt im Winter der obere Südwest-Passat herunter und bringt Regen, ist aber der Sommer mit O.-Passat ohne Regen; so verhält es sich in Marocco, Algerien, Tunis, Tripolis (so- gar in Murzuk [26 ** N.]) und Unter - Egypten. Daran schliesst sich südlich das grosse Gebiet des eigentlichen Passats, von 28 N. bis mehre Grade nördlich vom Aequator. Aber dies zeigt hier eine besondere Natur in seiner oberen Hälfte, etwa bis 16** und 18 •* N.; diese nördliche Hälfte ist eine regenlose Wüste, aus dem Grunde, weil hier der Passat das ganze Jahr hindurch rein continental über Asien herkommend weht, während die südliche Hälfte, geschieden von jener durch eine ziemlich den Parallelen entsprechende Linie, im Sommer die gewöhnlichen tropischen Regen nicht entbehrt, theils weil der Passat hier über den Ocean herkommend oceanischer Natur ist und den östlichen Theil mit Dampf und Regen versorgt, theils aber weil im westlichen Theile dann vom Atlantischen Meere her ein südwestlicher Monsun-Regen bringend ist. Die nördliche dieser beiden contrastirenden Hälften des nordafrikanischen Passat- Gebietes heisst die Sahara, die südliche der Sudan. Was letztere zuerst weiter be- trifft, so kommen in der That in deren östlichem Theile kaum westliche Winde vor und erweist sich auch das Vorherrschen des Passats dadurch, dass die östliche Seite des Abessinischen Gebirges sehr feucht ist, die westliche Seite aber trocken, wie auch nicht die Regelmässigkeit in dem Vorkommen der Regen-Zone mit unterbrochener Regenzeit bis etwa 10 •* N. fehlt. Auch im westlichen Theile, muss man sich vor- stellen, besteht die Herrschaft des Passats nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer während des Südwest - Monsun (welcher das 3000' bis 4000' im Mittel hohe Kong-Gebirge überweht), indem dieser wahrscheinlich in senkrechter Höhe nur etwa einige tausend Fuss hoch reicht, und hoch darüber hin zieht dann doch, nördlich vom Calmen-Gürtel, unablässig der Passat, weshalb auch die Regengrenze nach Norden hin durch diesen Wind so scharf sich abzeichnet, nämlich nicht viel nördlicher, als im Osten der Ocean reicht (13''N.). — Südlicher findet sich der Calmen-Gürtel, jedoch im Inneren nur andeutungsweise mit seinen Charakteren nachzuweisen, z. B. in Gon- dokorö (4*'N.); wahrscheinlich wird er im Sommer, wegen des dann nördlicher sich bildenden Wärme - Centrums, weit höher nördlich schwanken, im Winter aber ist er deutlich unterhalb der Guinea-Küste, von ö'^N. bis 2** S. erkennbar. Die Ansichten über die Natur der Sahara ändern sich mit der Deutung der- selben als Wirkung continentalen Passats besonders in drei Punkten. Sie ist nicht etwa angehörend einem allgemeinen regenlosen Gürtel, welchen man bis vor Xurzem anzunehmen geneigt war, welcher aber gar nicht vorhanden ist; sondern man kann sicher behaupten, läge im Osten, an der Stelle von Asien, der Ocean, so würde die Sahara so wenig trocken und wüst sein, wie Brasilien oder Süd-Afrika oder das öst- liche Mexico. Ferner ist das Erdreich nicht Sand, d. i. Quarz - Detritus, wie eine Düne, sondern es enthält Kalk und Thon wie andere Länder von grosser Fruchtbar- keit, wie an allen Stellen bewiesen wird, wo nur Wasser vorhanden ist. Freilich fehlt auch ganz die dunkle Humus - Erde, welche die Folge der Vegetation ist. Irr- thümlich war daher auch die Meinung, es liege hier ein ehemaliger Meeresboden vor, welcher die Dünen-Natur behalten habe. Der Boden ist eine grosse Hochfläche, etwa 1200 ' hoch, und nicht etwa eine Depression. Der Salz - Gehalt findet sich nur](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21068410_0216.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)