Allgemeine geographische Meteorologie : oder Versuch einer uebersichtlichen Darlegung des Systems der Erd-Meteoration in ihrer klimatischen Bedeutung / von A. Mühry.
- Adolf Mühry
- Date:
- 1860
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Credit: Allgemeine geographische Meteorologie : oder Versuch einer uebersichtlichen Darlegung des Systems der Erd-Meteoration in ihrer klimatischen Bedeutung / von A. Mühry. Source: Wellcome Collection.
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![§•4. Das oceanische Temperatur-System, in geographischer Uebersicht (submarine Bathotherm-Linien). (Hierzu Fig. 2 und 3.) Das Meer erfährt unter gleicher Insolation nicht so hohe und nicht so niedrige Temperaturen Avie das Festland; aber weil es flüssig ist, vertheilt sich seine Temperatur leichter und weiter, so- wohl in horizontaler wie in vertikaler Richtung. Die Vertheilung nach der Tiefe hin -wird vorzugsweise begünstigt durch das Herab- sinken der oben abgekühlten Wassermassen. Dabei tritt dann ein besonderes, denkwürdiges physikalisches Gesetz als mitwirkend her- vor, darin-bestehend, dass das Wasser zwar auch mit abnehmender Temperatur sich verdichtet und, schwerer werdend, untersinkt, aber nur bis auf einen gewissen Grad der Abkühlung, bis es 3,2 R. (4 ^' C.) erreicht hat. Indem bei fernerer Abkühlung dies Verhalten sich umkehrt und anstatt der Verdichtung eine Ausdehnung und zunehmende Leichtigkeit erfolgt, so ereignet es sich, dass nun die kühleren Schichten und noch mehr das Eis oben schwimmen. Frei- lich im Meere erfährt dies Gesetz durch den Salz-Gehalt (3,3 proc), und in grösserer Tiefe auch durch den starken Druck, welcher die Ausdehnung erschwert, obwohl das Wasser bekanntlich nicht com- pressibel ist, einige Modification, welche noch nicht genau in ihrem Umfange bestimmt ist. Es erweist sich aber, dass das Meerwasser noch nicht bei 0 gefriert, sondern man findet es noch flüssig bis zu —1*^,8 und — 2 R.; ferner erweist sich, dass] auch die dem Gefrieren vorhergehende Ausdehnung nicht schon bei 3,2 eintritt, wie bei salzlosem Wasser, sondern erst etwa bei 2 R., daher diese Temperatur noch in der Tiefe des Meeres angetroffen wird (wo aber nie Eis, d. i. eine Kälte unter —2'* R. bestehen kann, sondern in der Regel bis 2 Temperatur). Auf der heissen Zone hat das Meer auf der Oberfläche als mittlere Temperatur 21 bis 22 R., selten hat man sie höher ge- funden (z. B. im Indischen Meere, im Rothen Meere und bei den Gruppen von Inseln in der Süd-See), jedoch niemals über 24 R., und auch selten niedriger als 21 (es sei denn in einem der kälte- ren Meeresströme, die aus höheren Breiten kommen). Es besitzt diese grosse räumliche Gleichmässigkeit der Temperatur besonders zwischen den 10. Graden nördlicher und südlicher Breite. Dann](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21068410_0054.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)