Kritik der medicinischen Erkenntnis : eine medicin-geschichtliche Untersuchung / von Prof. Dr. Hugo Magnus.
- Hugo Magnus
- Date:
- 1904
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Credit: Kritik der medicinischen Erkenntnis : eine medicin-geschichtliche Untersuchung / von Prof. Dr. Hugo Magnus. Source: Wellcome Collection.
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![Beachtung finden. Waren diese ermittelt, so sollte man durch weitere Beobachtung des Kranken noch andere Erscheinungen auf- suchen, welche zu einer Urteilsbildung das Material liefern konnten. Und zwar sollten Praxis und Überlegung derartige Erscheinungen in solcher Fülle beschaffen, bis die Bildung von Urteilen und endlich das Ziel eines generellen Schlusses möglich war. Man sollte also zu der zuerst am Kranken gewonnenen Sinneswahr- nehmung planmäßig andere Sinneswahrnehmungen in genügender Zahl und Beschaffenheit aufsuchen, um das zur Urteils-Bildung nötige Material erhalten zu können. Es setzte sich nach dem Gesagten der erkenntnis-theoretische Vorgang also, dessen der Arzt sich bedienen sollte, um die für Beurteilung und Behandlung des einzelnen Erkrankungsfalles er- forderlichen Anhaltspunkte zu gewinnen, aus 4 Faktoren zusammen, nämlich aus: aLa^ir]at; Sinneswahrnehmung, Stavota Verstand, XoYia[id(; Überlegung (Fuchs, Band I Seite 56 übersetzt „Be- rechnung, Littre Band IX Seite 251 raisonnement), xpißr] Praxis. Wir werden im Folgenden nunmehr zu untersuchen haben, wie man über den Wert und den Gebrauch der genannten vier erkenntnis-theoretischen Elemente urteilte. Sinneswahrnehmung aio%-(]aic,. Die sinnliche Wahr- nehmung betrachten die Hippokratiker zwar schon als die erste Etappe in dem erkenntnis-theoretischen Vorgang des medizinischen Wissens, aber trotzdem sind sie zu einer vollen Würdigung der erkenntnis-kritischen Stellung grade dieses Faktors doch noch nicht vorgedrungen. Sie haben noch nicht erkannt, daß die Sinnes- organe wohl das zur Bildung eines Urteiles notwendige Material beibringen, aber an der Herstellung des Urteiles selbst nicht weiter selbsttätig beteiligt sind. Sie nehmen vielmehr an, daß die Sinnes- organe ein eigenes selbständiges Vorstellungsvermögen besitzen. Wenigstens steht in Vorschriften Kapitel i: „IcpavraaitüOnrj fap evapYetü? f] odod-tioic, Tzponad-ric, xal avaTco^iuoe ioüaa et; Stavotav xwv Ü7ioxet[iev(üv. Welche Stelle Littrd (Band IX Seite 253) übersetzt: „La sensibilitd, affectce d'abord et messagfere des objets pour l'intelligence a une claire representation. Und Fuchs (Band ISeite 56) überträgt: „Der Sinn, zuvor affiziert und die Dinge dem Verstand](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24757433_0034.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)