Uber die Einwirkungen lebender Pflanzen-und Thierzellen auf einander : eine biologische Studie / von Th. Billroth.
- Date:
- 1890
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Credit: Uber die Einwirkungen lebender Pflanzen-und Thierzellen auf einander : eine biologische Studie / von Th. Billroth. Source: Wellcome Collection.
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![Capillaren mit ihren Adventitialzellen und zumal die Zellen an den Wandungen der sogenannten Uebergangsgefässe nicht nur zur Neu bildung von Gefässen, sondern überhaupt zur Entwicklung des Granu- lationsgewebes führen, dessen Entstehung aus Leukocyten nun ein- mal nicht mehr haltbar ist. Jedenfalls ist die formative Reizwirkung der Tuberkelzellen j.- nach ihrer Menge und ihrer Vegetationsenergie (wir lassen hier di*^ relative Immunität einzelner Warmblüter, so wie auch die Frage über die Existenz individueller Immunität und Prädisposition ganz ausser Acht) eine ausserordentlich verschiedene. Als das eine Ende dei- Reihe dürfen wir wohl den acuten Miliartuberkel mit seiner raschen lymphoiden Umbildung, als das andere Ende der Reihe den fibrösen Tuberkel betrachten, bei welchem es kaum zu einer erheblichen Bildun'' lymphoiden Gewebes kommt. Der formative Reiz des Tuberkeldetritus, des gelben Tuberkels, ist jedenfalls ein sehr geringer. Wir sehen wohl, dass sich z. B. im Knochen eine eburnirte Kapsel um ihn bildet, doch zu ausgedehnterer Sklerose und zu ausgedehnten Osteophytenbildungen auf weitere Strecken hin gibt er keine Veranlassung, es sei denn, dass es zur Bildung von Sequestern kommt, und dass Eitercoccen einwandern, die dann auch wieder eine neue Granulationsbildung um den Tuberkel herum anrege]^ und zur eitrigen Schmelzung des Tuberkels Veranlassung geben, ein Accidens, welches doch auch wieder dafür zu sprechen scheint, dass auch den Eitercoccen ein gewisses Mass von formativer Reizung zukommen dürfte. — Dass die Tuberkelbacillen selbst unmittelbar den Eiterungs process in nennenswerther Weise anzuregen im Stande sind, hat nach den bis- herigen Beobachtungen wenig Wahrscheinlichkeit, wenngleich mit einei- iormativen Reizung auf die Gefässwände und der Umbildung derselben in weiches Protoplasma immerhin die Gelegenheit für das Austreten von Leukocyten günstiger werden muss. Noch Eines muss erwähnt werden. Ein reichliches rasches Auf- gehen einer Tuberkelsaat hat in den meisten Fällen die Entstehung eines flüssigen serofibrinösen Exsudates zur Folge. Es sind wirkliche Exsudate, nicht nur Transsudate, wie sie in Pleura- und Peritoneal- höhlen bei Entwicklung von Tumoren, zumal Carcinomen und Sarkomen vorkommen. Acute Tuberculose der Synovialmembran, der Pleura, der Meningen hat fast immer Exsudate im Gefolge, die sich von anderen bei acuten Entzündungen entstandenen nicht unter- scheiden. Die Tuberkelbacillen können also bei besonders intensiver Vegetationsenergie Ernährungsstörungen hervorrufen, welche den durch Staphylococcen und Streptococccen acut erzeugten Entzündungen völlig identisch scheinen. Es werden dabei auch pyrogene Stoffe ge-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2198945x_0032.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)