Uber die Einwirkungen lebender Pflanzen-und Thierzellen auf einander : eine biologische Studie / von Th. Billroth.
- Date:
- 1890
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Credit: Uber die Einwirkungen lebender Pflanzen-und Thierzellen auf einander : eine biologische Studie / von Th. Billroth. Source: Wellcome Collection.
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![intensiver und extensiver Geistesarbeit der besten wissenschaftliche.! Talente unserer Zeit. Wo eine lebhafte Bewegung zum Fortschritt beginnt, das wittern die Talente, und mächtig von der Bewegung angezogen, anfangs mit ihr fortgerissen, treiben sie die Räder bald selbst mit der Kraft ihrer Arbeit. Das haben wir an der Histiologie der Entwicklungsgeschichte, der pathologischen Anatomie und Histio- logie, der Physiologie und der Chirurgie erlebt. Wir kommen nun zu den Vorstellungen, welche sich in uns über das Verhältniss der «pathogenen Mikrobien»*) zu den Geweben des Thierkörpers bildeten. Man muss sich dabei vor Allem darüber klar sein, dass nur ein wachsender und sich vermehrender Organismus den ge- sunden thierischen lebenden Geweben schädlich werden kann, und zwar nur dann, wenn seine Assimilationsenergie energischer ist, als diejenige der Gewebszellen. Die in die Gewebe einge- drungenen Coccen und Bakterien müssen in den betreffenden Gewebs- säften nicht nur leben, fortexistiren können, sondern sie müssen durch die Aufnahme derselben zu einer energischen Wachsthums- Thätigkeit, zu lebhafter Reproduction angeregt werden. Man könnte schon hier sagen: Die Stoffwechselproducte der thieri- schen Gewebszellen geben den formativen Reiz für die Pflanzenzellen (die Mikrobien) her, umgekehrt bei der Gallen- bildung, wovon später. Was die Mikrobien an den ihnen etwa adhärirenden Giften mit sich bringen, wird wohl kaum von Bedeutung sein. — Ihre Wachsthums- wirkung kann zunächst eine rein mechanische sein. Ich will diese Wirkung für Gewebe wie die Cornea nicht unterschätzen; das Aus- einandertreiben der Lamellen kann gewiss eine nicht unerhebUche Störung der Ernährung nach sich ziehen. Doch diese Wirkung ist eine rein locale und kommt bei anderen Geweben gar nicht in Betracht. Die chemischen Wirkungen sind von viel grösserer Bedeutung. Wir denken sie uns folgendermassen : 1. Die Mikrobien entziehen den Geweben einen grossen Theil der ihnen zukommenden Ernährungssäfte. Die Gewebe werden ausge- hungert, atrophiren. Reiner Parasitismus. Ein bei den thierischen Geweben gewiss selten vorkommender Fall, weil das Wachsthum der Mikrobien, ohne dass ihr dabei in Betracht kommender Stoffwechsel von Einfluss auf das Gewebe bliebe, kaum denkbar ist. *) Ich möchte, dass man das Wort «Mikrobien» als Sammelname immer allgemeiner brauchte. Dass der Sammelname «Bakterien» auch die Coccen einschliessen soll, will mir nun einmal nicht eingehen. Eine Kugel mit dem griechischen Namen Stab «ßaxrr]pta» zu bezeichnen und die lateinische Uebersetzung «bacillus> als Unter- abtheilung von «Bakterien» zu verwenden, erscheint mir nun einmal widersinnig.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2198945x_0010.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)