Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts.

Friedrich Trendelenburg

Date:: 1886-1913

Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts. Source: Wellcome Collection.

165/210 (page 163)

Copie derselben. Auch die Rhinoplastik des Susrutas will Haas auf das Capitel über plastische Operationen im Celsus zurückführen ist aber in diesem Punkte wohl im Unrecht. Denn aus der kurzen Schil- derung des Celsus lässt sich beim besten Willen nicht herauslesen, dass Celsus den Ersatz der Nase durch Transplantation eines gestielten Lappens gekannt habe, während die allerdings auch sehr ungenaue Beschreibung der Operation bei Susrutas über die Büduug eines gestielten Wangenlappens keinen Zweifel lässt. Von dem Her- anziehen der mobil gemachten Nachbarhaut zu der Transplantation eines gestielten Lappens ist aber ein sehr wesentHcher Fortschritt, und diesen Fortschritt werden wir bis auf weiteres immer den Indern zugute sclireiben müssen. In Indien pflanzte sich die Rhinoplastik bei der Kaste der Koomas (Ziegelmacher, Töpfer) bis in die neueste Zeit durch Tradition fort, aus der Wangennase wurde mit der Zeit die Stirnnase und in dieser Form (der sogenannten indischen Methode) wurde die Operation, die bisher in Europa unbekannt geblieben war, im Jahre 1793 von dem englischen Consul Hallet in Poonah entdeckt. Zwei Aerzte aus Bombay, Cruso und Findlay wohnten der Probeoperation eines indischen Ope- rateurs an dem Ochsentreiber Cowasjee bei, der Fall wurde nach England berichtet, und 1814 führte Carpue in London die erste Rhino- plastik aus der Stirn in Europa aus. Unabhängig davon, vielleicht aber auch durch Nachrichten aus Indien angeregt, erfand Branca zu Ende des 14. Jahrhunderts oder zu Anfang des 15. Jahrhunderts die sogenannte italienische Methode der Rhinoplastik, die Nasenbildung aus der Armhaut. Sein Sohn Antonius übte die Kunst weiter aus und von ihm ging sie als Geheimniss auf die Familie der Bojanis in Tropaea (Calabrien) über. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts nahm Tagliacozza die in- zwischen, wie es scheint, fast vergessene Operation wieder auf, und veröffentlichte sein Verfahren in dem bekannten Werke „De cliirurgia curtorum per insitionem im Jahre 1597. Trotz der zahlreichen Er- folge, die er aufzuweisen hatte, verschwand die Operation nach seinem Tode (1599) noch einmal fast ganz aus der Chirurgie; einzelne Autoren des 17. und 18. Jahrhunderts erwähnen sie noch, aber meist nur um ihre starken Zweifel an der Möglichkeit des Gelingens auszudrücken., Purmann sieht sich veranlasst „bei Gott zu betheuern, dass es mög- lich sei (Lorbeerkrantz I. XXXI); Heister wagt es nicht die Rhinoplastik zu empfehlen (Nova experimenta sive observationes de- ficiunt), und die Pariser Fakultät erklärte im Jahre 1742 die Taglia- cozza sehe Lehre für Erdichtung. Nach Carpue unternahm Gräfe 1816 mit Glück die Rhinoplastik aus dem Arm, 1817 die Rhinoplastik aus der Stirn; letztere Methode wurde dann besonders durch Dieffenbach weiter ausgebildet, der durch seine geniale Erfindungsgabe und lebendige Darstellungsweise in neuerer Zeit überhaupt das Meiste zur Vervollkommnung und zur Ver- breitung der plastischen Chirurgie beigetragen hat. §. 132. Je nachdem die ganze Nase oder nur ein Theil der- selben wieder gebildet wird, unterscheidet man die totale und die partielle Rhinoplastik. Ohne auf Vollständigkeit Anspruch machen