Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts.

Friedrich Trendelenburg

Date:: 1886-1913

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Credit: Verletzungen und chirurgische Krankheiten des Gesichts. Source: Wellcome Collection.

187/210 (page 185)

Lappen werden dann durch Schwenkung um etwa 75 nach innen und unten in den Defect hineingelagert und biklen so, in der Mittelhnie miteinander vereinigt, die neue Oberlippe. Die secundären Defecte lassen sich leicht durch Nähte verkleinern oder selbst ganz schhessen (Burow). . Auch durch Umlagerung nach Dieffenbach lässt sich m solchen Fällen der Ersatz aus der benachbarten Wangenhaut schaffen (vgl. Fig. 28 auf pag. 184). Ein den Nasenflügel umkreisender Wellenschnitt löst die Wangen jederseits von der Nase ab, die Defectränder werden vom Knochen gelöst und lassen sich nun durch Dehnung der Wangen leicht bis über den Rand der Zähne hinabziehen. In dieser Stellung werden die her- untergezogenen Partieen der Wangen durch Nähte fixirt. Die unteren Abschnitte der stark gedehnten Wundränder werden in der Mittellinie miteinander vereinigt und bilden so die Höhe der Oberlippe, die oberen Abschnitte werden wieder mit den Nasenflügeln vereinigt. Die alten Defectränder bilden den Rand der neuen Oberlippe. Dieffenbach erhielt auf diese Weise bei einem Potsdamer Husaren, der in Folge eines Hufschlages die Oberlippe verloren hatte, ein sehr gutes Resultat. Besonders wenn nur das Mittelstück der Oberlippe verloren ge- gangen, die Seitentheile noch vorhanden, aber nach oben und innen in den Defect hineingezogen sind, wird die Methode zu empfehlen sein, und ist sie bei einem solchen Falle von H. F. Lindemann mit einer nicht sehr wesentlichen Modification wieder angewandt und aufs Neue beschrieben worden. Ich habe sie auch bei frischem unregelmässig keilförmigem Defect in Folge von Excision eines Carcinoms der Oberlippe melirfach mit sehr gutem Erfolg angewandt. Der blutende Rand der neuen Ober- lippe wird dabei natürlich mit Schleimhaut umsäumt, von der bei der Excision möglichst wenig weggenommen vsärd. Die Heranziehung seitlicher, rechteckiger, horizontal liegender Lappen aus der Wange in den rechteckigen Defect der Oberlippe (Celsus, v. Bruns) ist nicht zu empfehlen, da die quere Spannung zu bedeutend ist. Die Burow'sche Methode der seitlichen Dreiecke ist nur anwendbar, wenn man vier Hautdreiecke, zwei kleinere (mit oberer Spitze) neben der Nase und zwei grössere (mit unterer Spitze) neben der Unterlippe, opfern will (vgl. bei Szymanowski). Kleinere keilförmige Defecte, wie sie durch Exstirpation eines kleinen, seitlich stehenden Carcinoms entstehen, lassen sich leicht durch Naht schliessen. Dabei wird das Philtrum, wenn es nicht mit in dem Keil lag, stark nach der kranken Seite hinübergezogen. Die Entstellung ist daher immer eine beträchtlichere, als nach der analogen Operation an der Unterlippe. Mit Vortheil lässt sich die Estlander'sche Methode zum Ersatz eines keilförmigen Stückes verwenden. Das Verfahren ist dem an der Unterlippe ganz analog; das Ersatzstück wird natürlich der Unterlippe entnommen. §. 145. Dem narbigen Ektropium der Lippen wird durch plastische Operationen abgeholfen, welche der Blepharoplastik bei Ek- tropium der Auglider analog sind. Betrifft das Ektropium der Unter- lippe die ganze Breite der Unterlippe, so wird der rothe Lippensaum